Ismailia/Kairo (Reuters) - Nach dem Absturz eines russischen Passagierflugzeugs in Ägypten rätseln internationale Experten über die Unglücksursache.
Ägyptische und russische Ermittler wollen Justizkreisen zufolge noch am Sonntag die beiden Flugschreiber untersuchen, die in den Trümmern des Airbus A321 gefunden wurden. Auch Experten aus Deutschland und Frankreich kamen zum Einsatz. Die Maschine im Dienst der russischen Gesellschaft Metrojet war am Samstag kurz nach dem Start vom Flughafen des Badeorts Scharm el-Scheich abgestürzt. Alle 224 Insassen kamen ums Leben. Der Agentur Interfax zufolge untersagte die russische Flugaufsicht der Metrojet-Mutter Kogalymavia inzwischen den Betrieb ihrer übrigen A321, bis die Unfallursache geklärt ist.
Die Maschine hatte schon fast ihre Reiseflughöhe erreicht, als sie praktisch senkrecht zu Boden stürzte. Das erkläre die Zerstörung, teilten die ägyptischen Behörden mit. Das Luftfahrtministerium teilte mit, der Funkverkehr mit den Piloten sei vor dem Unglück normal gewesen. Die Nachrichtenagentur Interfax berichtete, medizinische Tests der Besatzung seien unauffällig gewesen.
Die ägyptische Regierung erklärte, es gebe keine Hinweise auf "Unregelmäßigkeiten". Einen Anschlag hielt auch die russische Regierung für unwahrscheinlich: Ein Bekenntnis der Extremistenmiliz Islamischer Staat sei unglaubwürdig. Eine IS-Gruppe hatte erklärt, sie habe das Flugzeug aus Rache für russische Luftangriffe in Syrien abgeschossen.
LUFTHANSA UND AIR FRANCE-KLM UMFLIEGEN VORERST DEN SINAI
In der Region rund um den Absturzort tobt ein Aufstand IS-naher Extremisten. Experten zweifeln aber, dass sie ein Flugzeug aus fast zehn Kilometern Höhe abschießen können. Zudem hat sich der IS wiederholt als Drahtzieher von Anschlägen dargestellt, die der Gruppe aber nicht mit Sicherheit zugeordnet werden konnten.
Dennoch kündigten Lufthansa, Air France-KLM und andere Konzerne wie Emirates an, den Sinai bis zur Aufklärung zu umzufliegen. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, die französische Flugaufsicht sowie Airbus schickten Experten nach Ägypten.
In Russland wurde für Sonntag Staatstrauer angeordnet. An Bord des Flugzeugs waren vor allem russische Urlauber. Am Zielflughafen St. Petersburg versammelten sich viele Angehörige.