Reuters

Ökonomen loben Konjunkturpaket - "Mehr geht kaum"

04.06.2020
um 08:12 Uhr

Berlin (Reuters) - Die neuen Konjunkturhilfen der Bundesregierung kommen bei Ökonomen gut weg.

"Ich denke, dass mehr kaum geht", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt der Bank ING, Carsten Brzeski, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Das setzt alles an den richtigen Stellen an: Nachfrage und zukunftsorientierte Investitionen stärken und weiterhin versuchen, den kurzfristigen Schaden abzufedern." Die gesamten Konjunkturmaßnahmen gegen die Corona-Krise summierten sich mittlerweile auf knapp zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes. "Davon hätte man vor ein paar Monaten nicht träumen können", sagte Brzeski.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer hält das 130 Milliarden schwere Paket "für besser als gedacht". "So führt die überraschend beschlossene befristete Senkung der Mehrwertsteuer zum Vorziehen von Konsum und hilft allen und nicht nur einzelnen Branchen", sagte er Reuters. Hilfreich sei auch die Begrenzung der Sozialversicherungsbeiträge. "Das Paket wird die Konjunktur stützen zu einer Zeit, in der es wirklich nötig ist", sagte auch der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding. "Über den reinen Inhalt hinaus zeigt es, dass die Regierung trotz vieler interner Diskussionen handlungsfähig ist. Das allein kann das Vertrauen in die Zukunft etwas stärken." Für Unternehmen sei besonders wichtig, dass die Sozialversicherungsbeiträge bei 40 Prozent gedeckelt werden sollen. Schließlich seien Lohnnebenkosten ein wichtiger Faktor für Standort- und Investitionsentscheidungen.

"Das Konjunkturpaket ist sicherlich in der Lage, die Rezession zu dämpfen, abschaffen kann man sie natürlich nicht", sagte der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, dem Deutschlandfunk. "Das Ganze wird der Bevölkerung sicherlich auch Mut machen und den Unternehmen." Das dürfte die Stimmung "ein bisschen verbessern". Die Krise selbst sei aber doch so massiv, dass man sie damit nicht so leicht aus der Welt schaffen könne. "Sehr viel wird davon abhängen, ob wir eine zweite Welle der Infektionen bekommen", sagte Fuest.