Reuters

Großaktionär Mediaset schießt kurz vor ProSieben-Hauptversammlung Giftpfeile

05.06.2020
um 13:07 Uhr

Berlin (Reuters) - Kurz vor der Hauptversammlung kritisiert Großaktionär Mediaset das Management von ProSiebenSat.1 heftig.

Der deutsche Fernsehkonzern habe "in den letzten Jahren versucht zu überleben, ohne eine Strategie für sein Mediengeschäft zu haben", sagte Mediaset-Finanzchef Marco Giordani dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" laut Vorabbericht vom Freitag. Der Versuch, sowohl eine TV-Sparte als auch Portale wie die Verbraucherplattform Verivox oder das Dating-Portal Parship zu betreiben, habe dazu geführt, "dass die Sender gelitten und Marktanteile an RTL verloren haben". Das ProSieben-Management sei "jetzt in der Pflicht, den Aktionären eine Wachstumsstrategie vorzulegen, im Moment sehe ich die nicht", mahnte Giordani. Alles, was zuletzt vorgelegt worden sei, "führt nur dazu, dass das Unternehmen schrumpft".

Die von der Familie des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierte Mediaset ist mit rund 24,2 Prozent größter Eigentümer des bayerischen Unternehmens. Am Mittwoch steht bei ProSieben die mit Spannung erwartete Hauptversammlung an. ProSieben hat bisher zurückhaltend auf das Werben von Mediaset reagiert, sich an dem von den Italienern angeschobenen europäischen TV-Projekt MFE zu beteiligen. In der Branche gibt es Spekulationen, die Mailänder könnten ihren ProSieben-Anteil aufstocken. Einem Übernahmeangebot erteilte Giordani jedoch eine Absage: "Gegenwärtig schließen wir das aus." Man wolle dem Management in Unterföhring "keine Stratege aufdrücken, wir wollen es auch nicht bekämpfen. Vielleicht hat die Führung von ProSiebenSat.1 eine eigene Idee, woher das Wachstum künftig kommen soll."

An einer Konsolidierung auf dem europäischen TV-Markt führe kein Weg vorbei, bekräftigte Giordani. Durch gemeinsame Technologien könnten Kosten gespart werden, etwa bei Streaming-Lösungen. Um gegen die Giganten aus den USA anzukommen, reiche aber auch das nicht aus. "Der Kampf gegen Amazon und Netflix ist aussichtslos." Gegen deren Finanzkraft habe man in Europa "ohnehin keine Chance". Sorgen über einen politischen Einfluss Berlusconis seien unbegründet: "Unser Geschäftsmodell beruht nicht darauf, Herrn Berlusconi oder sonst jemandem einen Gefallen zu tun." Heute sollten sich Politiker "eher vor der Marktmacht von Google und Facebook fürchten".

Amazon.com Inc.

WKN 906866 ISIN US0231351067

Mediaset S.p.A.

WKN 901402 ISIN IT0001063210
Mediaset S.p.A. Chart
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Meta Platforms Inc.

WKN A1JWVX ISIN US30303M1027

Morgan Stanley Inc.

WKN 885836 ISIN US6174464486
Morgan Stanley Inc. Chart
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Netflix Inc.

WKN 552484 ISIN US64110L1061

ProSiebenSat.1 Media SE

WKN PSM777 ISIN DE000PSM7770