Reuters

Deutsche Telekom will in den USA zur Nummer eins aufsteigen

19.06.2020
um 14:27 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Deutsche Telekom weicht in der Corona-Krise nicht von ihren Zielen ab.

"Wir werden die Nummer eins in Amerika", sagte Telekom-Chef Tim Höttges am Freitag auf der wegen der Pandemie nur virtuell stattfindenden Hauptversammlung. Im April tat sich die Tochter T-Mobile US im dritten Anlauf mit dem kleineren Wettbewerber Sprint zusammen und macht nun Jagd auf die Branchenführer AT&T und Verizon. Mit ihrem Miteigentümer bei T-Mobile US, dem schuldengeplagten japanischen Technologieinvestor Softbank, spricht die Telekom über dessen Anteil. Softbank würde seine Beteiligung an T-Mobile US von derzeit rund 23 Prozent gern in bare Münze umwandeln.

Aufsichtsratschef Ulrich Lehner, der dem Gremium seit 2008 vorsteht, bezeichnete die Fusion in den USA als "historischen Wurf", der die Zukunft von Europas größtem Telekomkonzern absichere. Voraussichtlich im zweiten Quartal will der Bonner Dax-Konzern, der mit seinen Kommunikationsdiensten als einer der Profiteure der Corona-Krise gilt, das fusionierte US-Geschäft in seine Jahresprognose integrieren und diese entsprechend anpassen.

Bis dahin bestätigt die Telekom ihre bisherigen Erwartungen trotz Krise und will weiterhin ein operatives Ergebnis (bereinigtes Ebitda ohne Leasingkosten) in Höhe von 25,5 Milliarden Euro erzielen. "Natürlich leiden auch wir. Unter Forderungsausfällen, fehlenden Roaming-Umsätzen und geschlossenen Shops", sagte Höttges. Zugleich gab sich der Manager, der die Telekom seit 2014 leitet, zuversichtlich: "Vieles wird momentan digital. Und darin liegen für uns auch Chancen."

Die Telekom sei der "Ackergaul der Digitalisierung", sagte Höttges und kündigte an: "Bis 2030 hat jeder Haushalt in Deutschland einen Anschluss mit Glasfaser." Die Bundesrepublik solle Weltmeister beim Netzausbau sein und die Telekom Marktführer beim neuen Mobilfunkstandard 5G, den derzeit rund 16 Millionen nutzen können. Den Aufbau verantwortet ab November Srini Gopalan. Der bisherige Europa-Verantwortliche wird dann Nachfolger von Deutschlandchef Dirk Wössner, den es als Firmenchef zur Compugroup zieht.

Wie bereits im November angekündigt, will der Bonner Dax-Konzern für das vergangene Jahr eine Dividende in Höhe von 60 Cent je Aktie zahlen. Das sind zehn Cent weniger als zuletzt. Union-Investment-Analystin Vanda Heinen schrieb, sie nehme die Kürzung in Kauf, weil die Fusion in den USA ein "Meisterstück" sei und damit das Geschäft auf der anderen Seite des Atlantiks zum "wichtigsten Wachstumstreiber" werde. Der Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Frederik Beckendorff, bezeichnete die Kürzung der Gewinnausschüttung als "bedauerlich". Von der Dividende profitiert vor allem der Bund, der weiterhin größter Einzelaktionär ist und rund 30 Prozent an der Telekom hält.

Der Bund hatte die Telekom und SAP nach einigem Hin und Her mit der Entwicklung der Corona-App beauftragt, die seit Dienstag auf dem Markt ist und inzwischen zehn Millionen Mal heruntergeladen wurde. Höttges lobte: "Das ist eine Rekordzahl in Europa. Deutschland ist ein wunderbar solidarisches Land." Die Anwendung soll vor allem eine zweite Welle an Covid-19-Infektionen verhindern.

AT & T Inc.

WKN A0HL9Z ISIN US00206R1023

Deutsche Telekom AG

WKN 555750 ISIN DE0005557508

SAP SE

WKN 716460 ISIN DE0007164600

Verizon Communications Inc.

WKN 868402 ISIN US92343V1044