Reuters

Verdi fordert wirksamen Beschäftigungsschutz für Lufthansa-Personal

29.06.2020
um 16:17 Uhr

Berlin (Reuters) - Vor der nächsten Verhandlung mit der Lufthansa über ein Sparpaket fordert Verdi einen "wirksamen Beschäftigungsschutz".

Die Lufthansa-Belegschaft sei zwar sehr loyal und bereit, "für die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens einzustehen", sagte Verdi-Vize-Chefin Christine Behle am Montag. "Die Beschäftigten können es sich jedoch nicht leisten, dem Unternehmen dabei einen Blankoscheck auf ihre eigene Zukunft auszustellen." Die Gespräche werden am Dienstag fortgesetzt. Auch die Verhandlungen mit der Pilotengewerkschaft gehen weiter. Die Airline fährt ihren Flugbetrieb derweil hoch und will konzernweit bis Ende Oktober wieder die Hälfte der Flotte in der Luft haben.

Die vom Staat mit bis zu neun Milliarden Euro gerettete Lufthansa will all ihren Beschäftigten in der Corona-Krise Kostensenkungen abringen. Bisher gelang dies nur mit dem Kabinenpersonal. Das mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO ausgehandelte Paket umfasst einen vierjährigen Kündigungsschutz sowie ein Einsparvolumen von über einer halben Milliarde Euro bis Ende 2023.

Verdi verhandelt derzeit für 35.000 Beschäftigte des Konzerns tarifvertragliche Lösungen in der Corona-Krise. Die Menschen erwarteten Sicherheit von der Lufthansa, monierte Behle. "Sie sollen erst vollumfänglich über Jahre ihren Arbeitsplatz subventionieren und erhalten dafür noch nicht einmal ausreichenden Schutz vor Arbeitslosigkeit." Das sei nicht akzeptabel. Die Lufthansa erklärte, man sei "weiter in konstruktiven Gesprächen mit der Vereinigung Cockpit (VC) und mit Verdi". Man setze alles daran, möglichst rasch eine Einigung mit den Vertretern der Piloten und des Bodenpersonals sowie der Verwaltung zu erzielen. In Verhandlungskreisen hieß es, die Gespräche mit der Pilotengewerkschaft VC sollten noch im Laufe des Tages oder am Dienstag fortgesetzt werden.

Die Lufthansa-Aktionäre hatten jüngst grünes Licht für das staatliche Rettungspaket gegeben und damit eine drohende Insolvenz verhindert. Die Gewerkschaften haben seitdem deutlich gemacht, dass sie sich nun genügend Zeit für einen vernünftigen Abschluss mit der Lufthansa nehmen wollen.

Wegen der Pandemie lag der Flugbetrieb monatelang weitgehend brach. Bis Ende Oktober sollen bei der Lufthansa nun wieder mehr als 380 Flugzeuge im Einsatz seien und damit 200 mehr als noch im Juni. Die Airline hat konzernweit rund 760 Maschinen. "Nach und nach öffnen sich die Grenzen wieder. Die Nachfrage steigt, kurz- und auch langfristig", erklärte Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister. Zum Hygienekonzept des Konzerns gehört etwa eine Maskenpflicht während des Flugs. Zudem können sich Passagiere an den Flughäfen Frankfurt und München auf das Virus testen lassen.

Deutsche Lufthansa AG

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