Reuters

BDI-Präsident Kempf bezweifelt rasche Erholung der Konjunktur

14.07.2020
um 07:47 Uhr

(Reuters) - Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, dämpft die Erwartungen an eine Erholung der Wirtschaft in der Corona-Pandemie.

"Der langsame Aufwärtstrend der Konjunktur ist kein Grund zum Übermut. Frühestens 2022 wird die Volkswirtschaft wieder das Vorkrisenniveau erreichen", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND/Dienstagsausgaben) anlässlich des Starts der ersten digitalen Hannover Messe. Man müsse sich nun voll auf die wirtschaftliche Erholung und Stärkung der industriellen Basis konzentrieren. Bei allen Vorhaben müsse sich die Politik am Kompass der sozialen Marktwirtschaft orientieren, sagte Kempf. "Zentral ist, einen staatlichen Einstieg in einzelne Unternehmen stets an einen klaren Exit-Plan zu koppeln", befand er. "Die wachsende Tendenz zum Staatsdirigismus verfolgt die deutsche Wirtschaft mit großer Sorge." Ein "Weiter so" wie vor der Krise dürfe es nicht geben. "Die Corona-Pandemie ist ein Weckruf für einen Neustart der Wirtschaft", sagte Kempf. Gerade jetzt müsse auch die Politik den Mut aufbringen, die Weichen voll und ganz für die Zukunft zu stellen. "Deutschland muss sich in seiner EU-Ratspräsidentschaft für die rasche Vollendung des europäischen digitalen Binnenmarkts einsetzen", sagte der BDI-Präsident. "Der geplante Green Deal funktioniert nur als Investitions- und Wachstumsprogramm." Es wäre falsch, Ökologie und Ökonomie gegeneinander auszuspielen, so Kempf. Wichtig seien Entschlossenheit für Freihandel und Multilateralismus.