Reuters

Münchner Flughafen vor Stellenabbau wegen Coronakrise

23.07.2020
um 15:47 Uhr

München (Reuters) - Angesichts des anhaltenden Passagierschwunds durch die Coronakrise zieht jetzt auch der Flughafen München einen Stellenabbau in Betracht.

Einem Bericht des "Münchner Merkur" (Donnerstagausgabe) zufolge steht rund ein Fünftel der 10.000 Arbeitsplätze bei der Flughafen München GmbH (FMG) im Feuer. "Wir stehen vor ziemlich tiefen Einschnitten", zitierte die Zeitung Aufsichtsratskreise. Das staatliche Unternehmen sprach am Donnerstag von "möglichen Kapazitätsanpassungen", über die im Detail in den nächsten Monaten entschieden werden solle. Alle Maßnahmen am zweitgrößten deutschen Flughafen würden in Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern sozialverträglich gestaltet.

Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) sagte der Zeitung, man tue alles dafür, die Passagierzahlen wieder zu steigern. "Je mehr Flugverkehr, desto unwahrscheinlicher sind Kündigungen." Der Münchner Flughafen erwartet, dass die Zahl der Passagiere nach dem Vorjahresrekord von knapp 48 Millionen im laufenden Jahr um mehr als die Hälfte einbrechen wird. Er ist wie sein größerer Frankfurter Konkurrent Fraport ein Drehkreuz der Lufthansa. An der FMG sind das Land Bayern, der Bund und die Stadt München beteiligt.

Der Frankfurter Flughafen hat bereits angekündigt, in den kommenden Jahren bis zu 4000 von gut 22.000 Arbeitsplätzen abzubauen. Die Luftfahrt erlebt infolge der Corona-Reisebeschränkungen den schwersten Geschäftseinbruch ihrer Geschichte. Fluggesellschaften und Flughäfen streichen weltweit Arbeitsplätze.

Trotz der Sommerferien und der Lockerung der Reisewarnungen in Europa stiegen im Juni nicht viel mehr Reisende in Flugzeuge als im Mai, wie der Flughafenverband ADV mitteilte. An allen deutschen Flughäfen zusammen sei das Passagieraufkommen im Vergleich zum Vorjahr um 94 Prozent auf 1,48 Millionen Fluggäste gefallen. Im Mai hatte der ADV einen Einbruch um 98 Prozent zum Vorjahr gemeldet. Die Zahl der gewerblichen Flüge sei im Juni um 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 38.515 Starts und Landungen gesunken nach einem Rückgang um 86 Prozent im Mai.

"Die Nachfrage entwickelt sich noch verhalten", stellte der Verband fest. Der Interkontinentalverkehr erhole sich noch langsamer als Inlands- und Europaflüge, weil bis Ende August Reisewarnungen für Drittstaaten gelten und sich das Infektionsgeschehen an wichtigen Reisezielen wie den USA und Brasilien verschlimmert hat.

Deutsche Lufthansa AG

WKN 823212 ISIN DE0008232125

Fraport AG

WKN 577330 ISIN DE0005773303