Reuters

Forscher - Immer mehr Beschäftigte von Insolvenzen betroffen

06.08.2020
um 11:12 Uhr

Berlin (Reuters) - Im Juli sind Forschern zufolge mehr als dreimal so viele Jobs von Firmeninsolvenzen betroffen gewesen wie im Durchschnitt der ersten Monate dieses Jahres.

Auch gegenüber dem Vormonat sei ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen, auch wenn die Anzahl der Firmenpleiten insgesamt erneut leicht gesunken sei, teilte das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Donnerstag mit. Es liefert ein monatliches Lagebild zum bundesweiten Insolvenzgeschehen.

Laut dem IWH-Barometer wurden im Juli 895 Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland als insolvent gemeldet. Das waren etwa drei Prozent weniger als im Vormonat Juni und elf Prozent weniger als im Vorjahresmonat. "Wie bereits im Vormonat ist jedoch die Anzahl der betroffenen Arbeitskräfte deutlich gestiegen, was auf eine zunehmende Zahl von Großinsolvenzen zurückzuführen ist", teilten die Hallenser Forscher mit.

Die Analyse des IWH zeigt, dass die zehn Prozent der Unternehmen mit den meisten Arbeitnehmern, deren Insolvenz im Juli gemeldet wurde, insgesamt 23.600 Personen beschäftigten. In den ersten Monaten des Jahres waren es hingegen jeweils nur rund 6700 Personen in dem von Pleiten betroffenen oberen Firmensegment.

Der "Trend hin zu mehr Großinsolvenzen" und damit mehr betroffenen Beschäftigten bei einer gleichzeitig leicht rückläufigen Anzahl von Firmenpleiten habe sich bereits in den vergangenen Monaten angedeutet. "Deshalb ist die reine Anzahl der Insolvenzen zurzeit als ökonomischer Indikator zur Abbildung der Folgen der Coronakrise nicht gut geeignet", sagte IWH-Experte Steffen Müller. Vielmehr müsse man die Anzahl der betroffenen Jobs im Auge behalten. Sobald die bis Ende September ausgesetzte Insolvenzantragspflicht wieder vollständig greife, dürfte jedoch auch die Anzahl der gemeldeten Unternehmensinsolvenzen wieder höher werden. Der Verband der Insolvenzverwalter Deutschlands (VID) rechnet dann mit einem deutlichen Anstieg.