London (Reuters) - Die Extremistengruppe Islamischer Staat ist nach Einschätzung Großbritanniens vermutlich für den Absturz des russischen Passagierflugzeugs auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel verantwortlich.
Es bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der IS den Airbus A321 zum Absturz gebracht habe, sagte Außenminister Philip Hammond am Donnerstag vor einem Treffen des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sissi mit dem britischen Premierminister David Cameron. Aus Sicherheitsgründen strich die Regierung in London alle Flüge von Großbritannien nach Scharm el-Scheich.
Die Einschätzung, dass der IS hinter dem Absturz stehe, stütze sich auf Erkenntnisse der Geheimdienste, sagte Hammond. Er bestätigte damit Informationen aus Sicherheitskreisen. Bereits am Mittwoch hatte Hammond eine Bombe als Absturzursache genannt. Europäische und amerikanische Sicherheitsexperten sagten der Nachrichtenagentur Reuters, die Spuren deuteten darauf hin, dass der IS eine Bombe an Bord geschmuggelt habe. Die Extremistengruppe selbst hatte sich zu einem Anschlag bekannt und kündigte an, später Details zu nennen.
Beim Absturz des Jets kurz nach dem Start vom Urlaubsort Scharm el-Scheich am Roten Meer waren alle 224 Menschen an Bord getötet worden. Die Ermittler vor Ort gehen von einer Explosion als Absturzursache aus. Eine der Ermittlungen nahestehende Person sagte, die Absturzstelle werde auf Spuren untersucht, die auf eine Bombe schließen ließen. Die Daten eines Flugschreibers sind bereits ausgewertet worden. Die zweite Black Box sei jedoch beschädigt, erklärte das Luftfahrtministerium.
Die Maschine der russischen Gesellschaft Metrojet war am Samstag wenige Minuten nach dem Start beinahe aus Reiseflughöhe fast senkrecht abgestürzt. Die Gesellschaft kündigte nun an, ihre A321 für zusätzliche Überprüfungen am Boden zu lassen.
Der Sinai ist Schauplatz erbitterter Auseinandersetzungen zwischen ägyptischen Sicherheitskräften und aufständischer Islamisten. Sollte der IS tatsächlich das Flugzeug zum Absturz gebracht haben, wäre das ein schwerer Schlag für die ägyptische Tourismusbranche, die eine wichtige Säule der Wirtschaft ist. Zudem wäre es ein Rückschlag für Sissi, der zuletzt erklärt hatte, die Lage auf dem Sinai sei unter Kontrolle.