Reuters

Spahn - Bei EU-Impfstoff-Einkauf an Versorgung in Deutschland denken

15.09.2020
um 14:52 Uhr

Berlin (Reuters) - Im Rennen um die Corona-Impfstoffe hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Kritik an milliardenschweren Vorverträgen mit zahlreichen Herstellern von Impfstoffen zurückgewiesen.

Man werde sich am Ende über die Einkäufe der EU mehr Dosen sichern als Menschen in Deutschland lebten, sagte Spahn am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit Forschungsministerin Anja Karliczek in Berlin. Das liege aber daran, dass man nicht sicher sein könne, welche Impfstoff-Entwicklung am Ende erfolgreich sei. "Ich gebe nachher gerne anderen Ländern auf der Welt etwas von den mit uns vertraglich geklärten Impfstoffen ab, wenn sich heraus stellt, dass wir mehr haben als wir brauchen", sagte Spahn. "Aber ich gehe erst einmal auf Nummer sicher." Karliczek wies darauf hin, dass mit dem Förderprogramm von 750 Millionen Euro für die Impfstoffforschung, die an drei Unternehmen in Deutschland gehen, auch die Erwartung mit der Produktion für den deutschen Markt verbunden sei.

Man habe sich in Europa mit Blick auf kleine EU-Staaten entschieden, gemeinsam Impfdosen einzukaufen, betonte Spahn. Deutschland und Frankreich seien zwar groß genug, selbst mit den Pharmafirmen zu verhandeln. Die EU-27 wollten dies aber gemeinsam machen. "Es ist ein europäisches Gemeinschaftsprojekt", sagte er. Allerdings zeigte sich der Gesundheitsminister deutlich reservierter gegenüber dem Plan der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Rahmen des sogenannten Covax-Programm für alle Staaten weltweit einzukaufen. Die Bundesregierung habe noch nicht entschieden, in welcher Form sie Covax unterstützen werde, sagte Spahn.

In der Europäischen Union wird die Initiative nach Angaben von EU-Diplomaten zwiespältig gesehen. Einerseits wolle man auch die Entwicklungsländer bei der Versorgung mit Impfstoff unterstützen. Andererseits gebe es auch den legitimen Wunsch von Regierungen der EU-Staaten, die eigene Bevölkerung zu versorgen.