Reuters

IfW - Wirtschaft bricht 2020 nicht so stark ein wie in Finanzkrise 2009

17.09.2020
um 09:47 Uhr

Berlin (Reuters) - Der Corona-bedingte Einbruch der deutschen Wirtschaft fällt dem Kieler IfW-Institut zufolge schwächer aus als während der Finanzkrise 2009.

Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr um 5,5 Prozent fallen, sagten die Kieler Forscher in ihrer am Donnerstag veröffentlichten Herbstprognose voraus. Im Juni war das Institut für Weltwirtschaft (IfW) noch von minus 6,8 Prozent ausgegangen - was deutlich mehr gewesen wäre als beim bislang größten Absturz der Nachkriegszeit 2009. Damals kam es wegen der globalen Finanzkrise zu einem Rückgang von 5,7 Prozent. "Die deutsche Wirtschaft ist auf Erholungskurs", betonten die Forscher um Konjunkturchef Stefan Kooths. Sie habe sich mit der erfolgreichen Eindämmung der Corona-Pandemie von ihrem Tiefpunkt im April rasch wieder gelöst und einen Gutteil der Verluste binnen weniger Monate wettgemacht.

"Die weitere Erholung dürfte mühsamer werden und an Tempo einbüßen", warnen die Experten zugleich. Für 2021 senkten sie ihre Wachstumsprognose von 6,3 auf 4,8 Prozent und sagen für 2022 ein Plus von 2,4 Prozent voraus. Euphorie hält das IfW für fehl am Platze. "So sind nach wie vor einige Branchen spürbar durch die Corona-Pandemie belastet, ohne dass rasche Besserung in Sicht ist", schrieben die Ökonomen. "Auch das Auslandsgeschäft dürfte noch einige Zeit leiden, zumal die Pandemie zuletzt vielerorts wieder aufzuflammen droht und wichtige Absatzregionen recht stark betroffen sind."

Die Wucht der Corona-Krise dürfte deutliche Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen. Trotz des massiven Rückgriffs auf die Kurzarbeiterregelung seien zuletzt bis zu 810.000 Jobs weggefallen. Der Tiefpunkt der Krise scheine zur Jahresmitte zwar auch am Arbeitsmarkt durchschritten zu sein. "Allerdings wird es voraussichtlich bis zu Beginn des Jahres 2022 dauern, bis der krisenbedingte Beschäftigungseinbruch wieder vollständig aufgeholt ist", erwartet das IfW. Die Arbeitslosenquote dürfte im übernächsten Jahr mit durchschnittlich 5,6 Prozent immer noch über dem Vorkrisenniveau von 2019 von 5,0 Prozent liegen.