Reuters

Top-EZB-Notenbanker warnt vor anhaltend schwacher Inflation

17.09.2020
um 11:47 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Finnlands Notenbank-Chef Olli Rehn warnt vor einer hartnäckig geringen Teuerung in der Euro-Zone.

"Die Inflation im Euro-Raum ist beharrlich zu niedrig geblieben, und es besteht das Risiko, dass dieser Trend anhält", schrieb das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) im einem am Donnerstag veröffentlichten Bulletin der finnischen Notenbank. Die Corona-Krise könne das Produktivitätswachstum und die Inflation auf lange Sicht bremsen und ein Auseinanderdriften der Euro-Länder verstärken. "Die Gefahr besteht, dass die Euro-Zone für lange Zeit in eine Falle aus schwachem Wachstum und schwacher Inflation gerät", unterstrich der Notenbanker.

Die EZB strebt knapp unter zwei Prozent Inflation als Idealwert für die Wirtschaft an. Dieses Ziel wird aber bereits seit Jahren verfehlt. Im August waren die Verbraucherpreise wegen billigerer Energie sogar um 0,2 Prozent gesunken. Es war das erste Mal seit 2016, dass die Inflation wieder ins Minus rutschte. Rehn zufolge bleibt die Wirtschaft daher auf eine umfangreiche geldpolitische Hilfe angewiesen.

Die EZB prüft derzeit ihre geldpolitische Strategie, dabei steht das Inflationsziel der Währungshüter im Mittelpunkt. Die US-Notenbank (Fed) hat ihre Prüfung bereits abgeschlossen und sich in einem Strategieschwenk mehr Spielraum bei der Erreichung ihres Inflationsziels von zwei Prozent eingeräumt. Rehn zufolge könnte der Schritt der Fed auch die Geldpolitik der EZB beeinflussen. "Wir arbeiten nicht in einem Vakuum", merkte er an.