Reuters

EZB-Direktorin - Überwindung der Krise wird Jahre dauern

18.09.2020
um 17:12 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Euro-Zone wird aus Sicht von EZB-Direktorin Isabel Schnabel noch lange mit den negativen konjunkturellen Auswirkungen der Virus-Krise zu kämpfen haben.

Den jüngsten Prognosen der Europäischen Zentralbank (EZB) zufolge werde das Bruttoinlandsprodukt im Euro-Raum Ende 2022 immer noch deutlich unterhalb des Wachstumspfads liegen, der noch im März prognostiziert wurde, sagte Schnabel am Freitag per Videoschalte auf dem Deutschen Juristentag. "Es dürfte also Jahre dauern, bis die wirtschaftlichen Folgen der Krise vollständig überwunden sind," fügte sie hinzu. Schnabel ist im sechsköpfigen EZB-Führungsteam für das Ressort Marktoperationen und damit für die konkrete Umsetzung der Geldpolitik zuständig.

Die Pandemie habe sehr unterschiedliche Auswirkungen, sagte die Ökonomin. "Dabei sind solche Länder besonders stark betroffen, die bereits vor der Krise ein geringes Wachstum oder einen hohen Schuldenstand aufwiesen." Die Pandemie drohe daher, bereits bestehende Unterschiede zu verstärken. "Auch innerhalb der Länder deutet vieles darauf hin, dass sich die bestehende Ungleichheit weiter verschärft hat," sagte Schnabel. So seien Personen mit geringerem Einkommen, geringerer Bildung sowie Frauen und Jüngere besonders stark getroffen worden.

Aus Sicht der Ökonomin kann die Geldpolitik auf die zugenommene Ungleichheit nur eingeschränkt reagieren. Hier seien vor allem die Regierungen gefragt. Dies sei Aufgabe der Fiskalpolitik. Diese müsse gezielte Maßnahmen ergreifen, um eine Verfestigung der entstandenen Ungleichheit zu verhindern.