Reuters

Bayern denkt an Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen in München

21.09.2020
um 11:42 Uhr

München (Reuters) - In München drohen angesichts der steigenden Zahl von Corona-Neuinfektionen Einschränkungen des öffentlichen Lebens.

"Wir müssen die Entwicklung jetzt brechen", sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag in München. Geprüft werde für die mehr als 1,5 Millionen Einwohner zählende Landeshauptstadt eine Maskenpflicht und ein Alkoholverbot in den Abendstunden auf öffentlichen Plätzen. Auch eine verkürzte Sperrzeit in der Gastronomie sei möglich. Die Zahl der Corona-Infektionen in den vergangenen sieben Tagen (Inzidenz) liegt in München seit Ende der vergangenen Woche bei über 50 je 100.000 Einwohner, am Montag lag die Inzidenz nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) bei 52,3.

Der Krisenstab der Stadtverwaltung will sich noch am Montag treffen, um über konkrete Maßnahmen zu beraten. "Die Infektionszahlen in München sind zu hoch", sagte Söder vor einer Sitzung des CSU-Vorstands. Dadurch bestehe die Gefahr, dass sich nicht mehr alle Infektionsketten nachverfolgen ließen. "Wir können das nicht so laufen lassen." Die Bundeswehr soll nun dem Gesundheitsamt dabei helfen, den Ansteckungen nachzugehen. Eine Inzidenz von 50 sei "der Sprungpunkt zu einer exponentiellen Entwicklung", warnte Söder. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass sich das Virus abgeschwächt habe. "Wo Corona an ein Alten- oder Pflegeheim anklopft, herrscht Lebensgefahr." Trotz der hohen Ansteckungszahlen ist in München seit Anfang August niemand mehr an einer Covid-19-Erkrankung gestorben, nur wenige Infizierte liegen in den Krankenhäusern.

Problematisch seien weniger organisierte Veranstaltungen als vielmehr "Leichtsinn und Unvernunft" bei privaten Treffen, sagte Söder. "Man kann nicht für die Lebensfreude Einzelner das Leben anderer gefährden." Die "Wirtshaus-Wiesn", die seit dem Wochenende in Gaststätten und Biergärten anstelle des abgesagten Oktoberfests gefeiert wird, hält Söder offenbar für weniger kritisch. Die Fans des FC Bayern München warnte der Ministerpräsident, zum Supercup-Endspiel gegen den FC Sevilla nach Budapest zu reisen. Er befürchte, dass das Spiel in der ungarischen Hauptstadt vor 20.000 Zuschauern angesichts der hohen Infektionszahlen dort "eine Art Fußball-Ischgl" werde. Die 2000 bis 3000 Bayern-Fans, die den Champions-League-Sieger begleiten wollen, müssten nach ihrer Rückkehr in Quarantäne. Die für kurze Geschäftsreisen gedachte Ausnahme von der Quarantäne-Pflicht gelte nicht für Sport- und Kultur-Events.