Reuters

Einzelhandel erwartet trotz Corona 2020 Umsatzplus - Online macht's möglich

22.09.2020
um 11:02 Uhr

Berlin (Reuters) - Trotz des Corona-Lockdowns im Frühjahr stellt sich der deutsche Einzelhandel für 2020 auf ein weiteres Jahr mit Umsatzplus ein.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet in seiner am Dienstag vorgelegten Prognose mit einem nominalen Anstieg von 1,5 Prozent auf 552 Milliarden Euro. Der HDE kassiert damit seine düstere Vorhersage vom Sommer. Noch Mitte Juli hatte er sich auf ein dickes Minus eingestellt, wobei ein Rückgang der Erlöse von 40 Milliarden Euro im Bereich außerhalb des Lebensmittelhandels erwartet wurde.

"Nach dem dramatischen Umsatzrückgang im Nonfood-Handel im ersten Halbjahr hat sich die Geschäftslage im Einzelhandel insgesamt deutlich erholt", teilte der HDE nun mit. Dabei gebe es Licht und Schatten: Die vom Lockdown betroffenen Teilbranchen dürften demnach elf Prozent Umsatz einbüßen - also rund 21 Milliarden Euro. Beim Online-Handel hingegen sei ein Plus von knapp 15 Prozent auf 68 Milliarden Euro zu erwarten. Der stationäre Handel - also die Ladengeschäfte - dürfte stagnieren.

Angesichts geschlossener Geschäfte stieg der Online-Anteil in den Lockdown-Wochen im Nicht-Lebensmittelbereich zeitweise auf fast 50 Prozent. Auch in den Folgemonaten habe sich bisher ein überdurchschnittliches Umsatzwachstum fortgesetzt, getrieben vor allem durch höhere Einkaufsbeträge, so der HDE: "Die Krisenstimmung, die während des Lockdowns herrschte, liegt weitgehend hinter uns."

Der HDE sieht auch positive Effekte durch das Konjunkturpaket der Bundesregierung. Der Kinderbonus von 300 Euro pro Kind im zweiten Halbjahr 2020 sowie die befristete Mehrwertsteuersenkung sorgten für einen kleinen Nachfrageeffekt, von dem der Einzelhandel ein Stück weit profitierte. Das prognostizierte Umsatzwachstum für den gesamten Handel dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in einzelnen Branchen viele Firmen in ihrer Existenz gefährdet seien, warnte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Insbesondere an den innerstädtischen Standorten seien die Herausforderungen groß.