Reuters

Löhne fallen in Corona-Krise im Rekordtempo

22.09.2020
um 11:52 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Löhne in Deutschland sind inmitten der Corona-Rezession im Rekordtempo geschrumpft.

Die Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen waren im zweiten Quartal um 4,0 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Da die Verbraucherpreise zugleich um knapp 0,8 Prozent zulegten, ergibt sich nach Abzug der Inflation ein realer Verdienstrückgang von 4,7 Prozent. "Es ist die historisch stärkste Abnahme der Nominal- und auch der Reallöhne im Vorjahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe 2007", betonten die Statistiker. Sie falle somit stärker aus als in der Finanzmarktkrise 2008/2009.

Das Kurzarbeitergeld - das die Einkommensverluste für viele Beschäftigte abfedert - ist in der Statistik allerdings nicht berücksichtigt. Der Hauptgrund für die negative Lohnentwicklung ist die verkürzte Arbeitszeit: Im Vergleich zum Vorjahresquartal sank für vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer die bezahlte Wochenarbeitszeit um 6,2 Prozent auf durchschnittlich 36,8 Stunden.

Untere Einkommensgruppen waren am stärksten betroffen. Bei un- und angelernten Arbeitnehmern in Vollzeit sanken die bezahlten Arbeitsstunden um 9,8 beziehungsweise 9,4 Prozent. Die Verdienste reduzierten sich für diese beiden Gruppen um 7,4 beziehungsweise 8,9 Prozent. Im Vergleich dazu gingen für Arbeitnehmer in leitender Stellung sowohl die Verdienste (-2,0 Prozent) als auch die Wochenarbeitszeit (-3,0 Prozent) unterdurchschnittlich zurück.

Seit Beginn der Statistik im Jahr 2007 stiegen die Löhne bis 2019 insgesamt um 33,0 Prozent. In den neuen Ländern fiel das Plus mit 41,0 Prozent stärker aus als im Westen mit 32,1 Prozent. Trotzdem besteht weiterhin ein großes Lohngefälle: Der durchschnittliche Bruttojahresverdienst einschließlich Sonderzahlungen lag bei vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmern im Westen bei 54.550 Euro, im Osten mit 41.534 Euro fast ein Viertel niedriger.