Reuters

Bundesregierung dämpft Erwartung an EU-Sanktionen gegen Türkei

23.09.2020
um 13:57 Uhr

Berlin (Reuters) - Die von Zypern angestrebten EU-Sanktionen gegen die Türkei rücken in weite Ferne.

Die Bundesregierung begrüßte am Mittwoch ausdrücklich, dass die Türkei und Griechenland sich bereiterklärt haben, den Streit über Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer im Dialog zu lösen. "Die Wiederaufnahme der Gespräche ist ein wichtiger Schritt für das bilaterale Verhältnis zwischen den Nato-Partnern, aber auch insgesamt für die Stabilität der Region und für die europäisch-türkischen Beziehungen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Es sei nun wichtig, dass die vor vier Jahren unterbrochenen Gesprächen zwischen Athen und Ankara bald starteten.

Die Türkei streitet mit den beiden EU-Ländern Griechenland und Zypern über die mögliche Ausbeutung von Gasvorkommen im Mittelmeer. Zypern hatte deshalb Sanktionen gegen Ankara verlangt und deshalb auch EU-Sanktionen gegen Belarus blockiert. Das Thema soll auf dem auf kommende Woche verschobenen EU-Gipfel der 27 EU-Staats- und Regierungschefs besprochen werden. Die Bundesregierung hatte aber schon zuvor dafür plädiert, vor Sanktionen diplomatische Vermittlungsschritte zu gehen. Kanzlerin Angela Merkel hatte deshalb in ihrer Funktion als derzeitige EU-Ratsvorsitzende im Hintergrund mit allen drei Seiten verhandelt. Regierungssprecher Seibert betonte am Mittwoch, dass die EU an "umfangreichen und konstruktiven Beziehungen" mit der Türkei interessiert sei. Man teile viele gemeinsame Interessen. Die Türkei hat nach Angaben von EU-Diplomaten mittlerweile ihr Explorationsschiff aus dem umstrittenen Seegebiet abgezogen.