Reuters

Bayer plant weitere Sparmaßnahmen - Stellenabbau möglich

01.10.2020
um 07:27 Uhr

Berlin/Frankfurt (Reuters) - Bayer hat inmitten der Corona-Krise zusätzliche Sparmaßnahmen in Milliardenhöhe angekündigt und schließt einen weiteren Arbeitsplatzabbau nicht aus.

"Um Bayer in einem anhaltend herausfordernden Marktumfeld weiter voranzubringen, hat der Vorstand beschlossen, zusätzliche operative Einsparungen in Höhe von mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr ab 2024 auf den Weg zu bringen", teilte der Pharma- und Agrarchemiekonzern am Mittwochabend mit. Das Leverkusener Unternehmen kämpft mit "erheblichem Gegenwind" durch die Corona-Pandemie, vor allem im Agrargeschäft. Wegen der eingetrübten Aussichten in der Sparte fällt eine milliardenschwere Sonderabschreibung an. Die bereits im August gesenkten Ziele für 2020 bestätigte Bayer zwar, rechnet im kommenden Jahr aber mit einem Ergebnisrückgang.

"Wir müssen unsere Kostenstrukturen an die veränderten Marktbedingungen anpassen und gleichzeitig Mittel für weitere Investitionen in Innovation und Wachstum bereitstellen", sagte Vorstandschef Werner Baumann. Das könnte auch zu weiteren Stellenstreichungen führen, nachdem Bayer bereits 2018 den Abbau von 12.000 Arbeitsplätzen beschlossen hatte. Zum Ende des ersten Halbjahres beschäftigte der Konzern rund 101.200 Mitarbeiter. An der Vereinbarung, bis Ende 2025 auf betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland zu verzichten, will Bayer festhalten. Die Details der Einsparungen würden derzeit im Detail erarbeitet und befänden sich noch in einem frühen Stadium.

Bei den einzelnen Sparten leidet insbesondere das Agrargeschäft Crop Science, das Bayer mit der Übernahme des US-Konzerns Monsanto deutlich ausgebaut hatte, unter der Pandemie. Dort seien die Auswirkungen "tiefgreifender" als zunächst erwartet. Als Gründe nannte Bayer niedrige Preise bei wichtigen Nutzpflanzen, intensiven Wettbewerb bei Soja und einen geringeren Biokraftstoffverbrauch. Hinzu kämen teils massive negative Währungseffekte etwa beim brasilianischen Real.

"Diese Situation wird sich voraussichtlich in nächster Zeit nicht ändern", erklärte Bayer. Daher werde von einer Sonderabschreibung auf Vermögenswerte des Agrargeschäfts im mittleren bis oberen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich ausgegangen. Das Pharma-Geschäft dürfte dagegen 2021 vermutlich wieder wachsen. Dort seien zusätzliche Investitionen geplant. Das lange Zeit maue Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten habe sich "stark" entwickelt und dürfte schneller wachsen als die Konkurrenz. Selbst kleinere Zukäufe zieht Bayer in dem Bereich nun in Betracht.

WEITERE GESCHÄFTE UND MARKEN AUF DEM PRÜFSTAND

Neben den neuen Einsparungen, die zusätzlich zu den 2018 angekündigten jährlichen Ergebnisbeiträgen von 2,6 Milliarden Euro ab 2022 kommen, prüft Bayer die Möglichkeit, sich von "nicht-strategischen Geschäften oder Marken unterhalb der Divisionsebene" zu trennen. Der Konzern hat bereits einige Marken in der Sparte Consumer Health verkauft und sich in diesem Jahr vom Tiermedizin-Geschäft getrennt. Die Dividendenpolitik soll dagegen beibehalten werden: Weiter sollen jedes Jahr 30 bis 40 Prozent des bereinigten Ergebnisses je Aktie ausgeschüttet werden. Dabei würden die Ausschüttungen in den kommenden Jahren aber am unteren Ende der Spanne erwartet.

Das bereinigte Ergebnis je Aktie dürfte 2021 währungsbereinigt leicht unter dem Niveau des Vorjahres liegen. Den Umsatz erwartet Bayer in etwa auf dem Niveau des Jahres 2020. In diesem Jahr rechnet der Vorstand weiter mit einem währungsbereinigten Umsatzanstieg von bis zu einem Prozent auf 43 bis 44 Milliarden Euro, das bereinigte Ergebnis je Aktie soll auf 6,70 bis 6,90 Euro steigen. Bayer hatte im August für das zweite Quartal einen Rekordverlust wegen Rückstellungen für den Glyphosat-Vergleich in den USA bekanntgegeben und seine Ziele wegen der Corona-Krise gesenkt.

BAYER AG NA O.N.

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