Reuters

TUI-Chef - Kapitalerhöhung möglich, aber nicht jetzt

01.10.2020
um 12:57 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Beim von der Corona-Krise hart getroffenen Reisekonzern TUI ist nach Worten von Vorstandschef Fritz Joussen in nächster Zeit keine Kapitalerhöhung geplant.

"Ich denke schon, dass wir auf der M&A-Seite und der Kapitalseite etwas machen müssen, aber nicht jetzt", sagte Joussen am Mittwochabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. "Wir werden zur rechten Zeit überlegen, ob wir Liquidität aus Verkäufen oder aus einer Kapitalerhöhung holen." Er widersprach damit Berichten der Nachrichtenagentur Reuters und anderen Medien von Mitte September, wonach TUI in den kommenden Wochen bis zu eine Milliarde Euro frisches Geld von Aktionären einsammeln könnte.

TUI leidet stark unter den Folgen der Coronavirus-Krise samt Reisebeschränkungen und weniger Flugverkehr. Das Unternehmen aus Hannover muss bereits mit rund drei Milliarden Euro an Staatshilfen gestützt werden, die der Konzern in den kommenden Jahren zurückzahlen muss.

Joussen hatte bereits im August eine Kapitalerhöhung ins Spiel gebracht. Doch beim derzeit niedrigen Aktienkurs wäre das mit einer starken Verwässerung der bestehenden Beteiligungen - allen voran der des mit 25 Prozent beteiligten russischen Großaktionärs Alexej Mordaschow - verbunden. "Irgendwann werden wir uns Gedanken machen über eine Kapitalerhöhung, aber bei einem Aktienkurs von 3,20 Euro ist das faktisch unmöglich", betonte Joussen.

Der TUI-Chef erklärte weiter, der weltweit größte Reisekonzern müsse wegen der Corona-Krise schlanker werden, indem die Flugzeugflotte etwa von 150 auf 120 Maschinen verkleinert und weniger in Hotels investiert werde. Im kommenden Jahr plane der Reiseveranstalter, das Angebot auf 80 Prozent der Kapazität des Vorkrisenjahres 2019 zu beschränken, um höhere Preise und damit mehr Marge erzielen zu können. Für das Jahr 2022 erwarte er dann wieder eine Normalisierung.