Reuters

Armenien und Aserbaidschan werfen einander Angriffe auf Zivilisten vor

05.10.2020
um 10:47 Uhr

Eriwan/Baku (Reuters) - Im Kampf um die Kaukasus-Region Bergkarabach haben Armenien und Aserbaidschan einander Angriffe auf Zivilisten vorgeworfen.

Die von Armenien unterstützte Führung von Bergkarabach teilte am Montag mit, aserbaidschanische Streitkräfte hätten die Hauptstadt Stepanakert beschossen. Aserbaidschan warf Armenien vor, Raketen auf mehrere Städte außerhalb Bergkarabachs gefeuert zu haben. Die überwiegend von christlichen Armeniern bewohnte Region gehört völkerrechtlich zum mehrheitlich islamischen Aserbaidschan, hat sich aber losgesagt. Da Armenien von Russland und Aserbaidschan von der Türkei unterstützt werden, droht der Konflikt im Südkaukasus zu eskalieren. Dort verlaufen wichtige Erdgas- und Öl-Pipelines, mit denen Aserbaidschan den Weltmarkt beliefert.

"Der Feind feuert Raketen auf Stepanakert und Schuschi", sagte ein Sprecher der Regierung Bergkarabachs. Die Antwort der Verteidigungskräfte werde nicht lange auf sich warten lassen. Es gebe schwere Gefechte, sagte eine Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums. Die Führung in Baku warf Armenien vor, dicht besiedelte Gebiete und zivile Einrichtungen auf aserbaidschanischem Gebiet mit Raketen beschossen zu haben. Diese seien von armenischem Territorium aus abgefeuert worden, wie Aufzeichnungen des Radarsystems ergeben hätten, erklärte das aserbaidschanische Verteidigungsministerium. Dem widersprach die armenische Regierung in Jerewan.

Der seit langem schwelende Konflikt war vor gut einer Woche wieder offen ausgebrochen. Seitdem gibt es zahlreiche Tote auf beiden Seiten. Bergkarabach mit seinen rund 150.000 Einwohnern hatte sich 1991 von Aserbaidschan losgesagt. International ist die Region nicht als unabhängige Republik anerkannt.