Reuters

Holding Atlantia fordert von Staatsbank mehr Geld für Autostrade

21.10.2020
um 09:42 Uhr

Mailand/Rom (Reuters) - Die italienische Infrastruktur-Holding Atlantia fordert für ihre zum Verkauf stehende Beteiligung am Autobahnbetreiber Autostrade mehr Geld vom Bieter-Konsortium um die Staatsbank CDP.

Der Verwaltungsrat von Atlantia setzte dem Konsortium, zu dem auch die Finanzinvestoren Blackstone und Macquarie gehören, am Dienstagabend eine einwöchige Frist bis 27. Oktober, das Angebot für Autostrade per l'Italia aufzubessern. Die Cassa Depositi e Prestiti (CDP) und ihre Finanzierungspartner bewerten Autostrade Insidern zufolge mit bis zu 9,5 Milliarden Euro. Sie fordern aber einen Nachlass dafür, dass sie das Risiko möglicher Klagen gegen das Unternehmen oder Veränderungen am Tarifsystem übernehmen.

Mit dem Verkauf an das Konsortium um CDP könnte Atlantia den seit zwei Jahren schwelenden Streit mit der Regierung in Rom um Autostrade lösen. Auslöser war der Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua, bei dem vor zwei Jahren 43 Menschen starben. Nach langem Tauziehen um die Verantwortung dafür hatte die Regierung beschlossen, dass sich Atlantia aus dem Unternehmen zurückziehen muss. Sonst würde Autostrade die Lizenz für rund 3000 Kilometer Autobahnen und andere Mautstraßen entzogen. Atlantia hält 88 Prozent an Autostrade, der Rest liegt bei Großinvestoren um die Allianz und die chinesische Silk Road.

Der Verwaltungsrat von Atlantia sei der Ansicht, dass das Angebot und die Bedingungen den Wert von Autostrade "noch nicht" widerspiegelten, teilte die von der Unternehmerfamilie Benetton kontrollierte Holding mit. Das Gremium werde sich am 28. Oktober erneut treffen. Die CDP soll Insidern zufolge 40 Prozent an dem Konsortium halten, Blackstone und Macquarie jeweils 30 Prozent.

Die Zeit drängt. Denn für den 30. Oktober hat Atlantia eine Hauptversammlung einberufen. Dort soll beschlossen werden, dass Autostrade von Atlantia abgespalten wird und die Anteile an institutionelle Investoren verkauft werden, wenn CDP kein attraktives Angebot vorlegt. Die Staatsbank hat gefordert, dass Aktionärstreffen zu verschieben. Der aktivistische Investor TCI, der sich mit zehn Prozent bei Atlantia eingekauft hat, und der Fonds Spinecap veranschlagen den Wert von Autostrade auf elf bis zwölf Milliarden Euro. Die Stimmrechtsberater Glass Lewis und ISS empfehlen ihren Kunden, der Abspaltung zuzustimmen.

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