Reuters

Ifo-Experte - Nervosität in Wirtschaft wächst mit höheren Corona-Zahlen

26.10.2020
um 10:52 Uhr

Berlin (Reuters) - Ein drohender Lockdown mit der Schließung von Schulen würde dem Ifo-Institut zufolge die Konjunktur abwürgen.

"Mit dem Anstieg der Infektionszahlen wächst die Nervosität der deutschen Wirtschaft", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Zwar zeichne sich bislang noch ein spürbares Wachstum für das laufende vierte Quartal ab. Das Ifo-Institut geht von einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 2,1 Prozent aus. "Ein zweiter harter Lockdown ist darin aber nicht eingepreist", fügte Wohlrabe hinzu. "Knackpunkt wäre, wenn Schulen und Kitas geschlossen werden müssten." Viele Eltern könnten dann nicht arbeiten gehen. "Das würde sich massiv auf die Wirtschaft auswirken, auch auf die Industrie."

Deren Exporterwartungen haben sich bereits eingetrübt. "Darin spiegelt sich der massive Anstieg der Infektionszahlen bei wichtigen Handelspartnern wie Frankreich, Spanien und Italien wider", sagte der Ifo-Experte. Dort ist die Pandemie deutlich stärker als in Deutschland. Dessen ungeachtet habe sich die exportabhängige Autoindustrie gut gehalten. "Die Autobauer stehen im Moment richtig gut da", sagte Wohlrabe. Viele Verbraucher würden wegen der Pandemie weniger verreisen und ausgehen, oftmals fließe das Geld nun in ein neues Auto. Verlierer der Pandemie sei hingegen der Öffentliche Personennahverkehr, der von vielen Pendlern wegen der möglichen Ansteckungsgefahr gemieden werde.

Wesentlich schlechter sieht es derzeit bei den Dienstleistern aus, besonders in der Hotellerie und im Gastgewerbe. "Hier merkt man: Mit den steigenden Infektionszahlen gehen die Geschäfte wieder nach unten", sagte der Ifo-Experte. Die Hoffnung auf eine Belebung habe hier einen deutlichen Dämpfer erhalten.

Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im Oktober auf 92,7 Punkte von 93,2 Zählern im Vormonat und damit das erste Mal nach zuvor fünf Anstiegen in Folge, wie das Münchner Institut mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit 93,0 Punkten gerechnet.