Reuters

Libyen löst sich aus Bürgerkriegswirren - Ölquellen sollen bald wieder sprudeln

26.10.2020
um 14:52 Uhr

Benghasi/London (Reuters) - In Libyen macht die staatliche Ölgesellschaft den Weg für ein Wiederanfahren von in den Bürgerkriegswirren über Monate blockierten Produktionsstätten frei.

Die National Oil Corp (NOC) hob am Montag die sogenannte "Force Majeure"-Erklärung über die Anlagen auf den Ölfeldern von El-Feel auf, mit der das Unternehmen unter Berufung auf höhere Gewalt bei Produktionsausfällen vor Haftungsansprüchen von Kunden geschützt war. Damit sei die Stilllegung inländischer Ölfelder und Häfen Geschichte, erklärte die NOC. Bereits am Freitag war die "Force Majeure"-Erklärung für die wichtigen Ölhäfen Ras Lanuf und Es Sider aufgehoben worden.

Nun soll die Öl-Förderung wieder schrittweise nach oben gefahren werden. Binnen vier Wochen wird eine Tagesproduktion von einer Million Barrel à 159 Liter angestrebt. Vergangene Woche lag sie noch bei 500.000 Barrel pro Tag. Den Weg für die Normalisierung der libyschen Ölproduktion hatte der abtrünnige General Chalifa Haftar im September durch eine Vereinbarung mit der international anerkannten Regierung in Tripolis freigemacht. Jüngst ließen beide Seiten nach Verhandlungen in Genf ein Waffenruhe-Abkommen folgen.

Die Aussicht auf eine schrittweise Normalisierung der libyschen Förderung trug am Montag dazu bei, dass die Ölpreise auf dem Weltmarkt weiter unter Druck gerieten. "In einem Umfeld, in dem mit Blick auf die Nachfrageaussichten erneute Sorgen aufkommen, ist zusätzliches Angebot das Letzte, was der Markt derzeit benötigt", sagte Rohstoffexperte Warren Patterson von der Bank ING.