Reuters

Kämpfe um Bergkarabach auch nach neuem Anlauf zur Waffenruhe

26.10.2020
um 18:37 Uhr

Baku/Jerewan (Reuters) - Im Konflikt um die Kaukasus-Region Bergkarabach haben sich Aserbaidschan und Armenien am Montag gegenseitig einen Bruch der jüngsten Waffenruhe vorgeworfen.

Auf die Feuerpause hatten sich beide Länder erst am Sonntag bei einem Krisengipfel in Washington geeinigt. Minuten nach Inkrafttreten der Waffenruhe erklärte das aserbaidschanische Außenministerium, armenische Streitkräfte hätten Dörfer in zwei Regionen beschossen. Die von Armenien unterstützte Führung in Bergkarabach wies dies zurück und erklärte, aserbaidschanische Streitkräfte hätten armenische Militärstellungen angegriffen.

Zuvor waren bereits wiederholt Vereinbarungen zur Waffenruhe gebrochen worden. In Bergkarabach leben überwiegend christliche Armenier, die dortige Führung wird von Armenien unterstützt. Völkerrechtlich gehört das Gebiet zum mehrheitlich islamischen Aserbaidschan, obwohl es sich 1991 von dem Land losgesagt hatte. Um Bergkarabach hat es in der Vergangenheit immer wieder Kämpfe gegeben. Die jüngsten waren Ende September ausgebrochen, zahlreiche Menschen wurden seitdem getötet. Armenien kann auf den Beistand Russlands zählen, Aserbaidschan auf den der Türkei.

Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew sagte am Montag in einer Fernsehansprache, er wolle den Konflikt "mit politischen und militärischen Mitteln lösen". Er kritisierte die sogenannte Minsk-Gruppe der OSZE, in der Russland, Frankreich und die USA zwischen den beiden Parteien vermitteln. "Seit fast 30 Jahren haben die Co-Vorsitzenden der Minsk-Gruppe versucht, Aserbaidschan mit dem Einfrieren des Konflikts zu beschwichtigen." Aber Aserbaidschan habe eine neue Realität geschaffen. "Wir haben genug von diesen Verhandlungen."

Der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan erklärte auf Facebook, er glaube nicht, das Aserbaidschan an einer friedlichen Lösung interessiert sei. "Das armenische Volk ist bereit für gegenseitige Zugeständnisse, sogar schmerzhafte, aber nicht für die Kapitulation von Bergkarabach."