Reuters

Japans Notenbank will notfalls noch länger Krisenhelferin spielen

29.10.2020
um 11:27 Uhr

Tokio/Berlin (Reuters) - Japans Notenbank hält sich nach den massiven Stützungsschritten in der Corona-Krise weiter als Nothelferin für die Wirtschaft bereit.

Sie beließ am Donnerstag den Strafzins auf Einlagen der Geschäftsbanken zwar bei minus 0,1 Prozent. Die Bank von Japan (BoJ) sprach zugleich aber von unsicheren Aussichten in Zeiten der Corona-Krise, die insbesondere die Dienstleister hart treffe. Daher hält sie sich laut BoJ-Chef Haruhiko Kuroda bereit, ihr bestehendes Hilfsprogramm über den März 2021 hinaus zu verlängern. "Außerdem gibt es noch jede Menge Spielraum, um den Rahmen jedes einzelnen Elements unseres Programms zur Antwort auf die Krise auszuweiten", betonte der Notenbankchef.

Während der Pandemie-Krise hatte die BoJ ihre Geldpolitik im März und im April gelockert. Unter anderem wurden die Anleihenkäufe ausgebaut und ein Kreditprogramm aufgelegt, um kleinere Firmen zu stützen. Kuroda machte nun deutlich, dass für die Notenbank derzeit die geldpolitische Antwort auf die Krise im Vordergrund stehe und nicht so sehr der Kampf gegen eine Deflation. Das Fernostland gilt als gebranntes Kind, da es eine lange Phase durchmachen musste, in der eine Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen und Löhnen die Wirtschaft am Boden hielt.

Die BoJ erwartet für das im März 2021 endende Haushaltsjahr, dass die Verbraucherpreise um 0,6 Prozent fallen werden. Zugleich soll die Wirtschaftsleistung um 5,5 Prozent schrumpfen. Erst im darauffolgenden Fiskaljahr wird es demnach um 3,6 Prozent nach oben gehen. Die Wirtschaft war als Folge der Pandemie im Frühjahr unter die Räder gekommen, hat sich im Sommer aber dank anziehender Exporte und gesteigerter Produktion wieder berappelt. Analysten sehen allerdings die schwachen Konsum- und Investitionszahlen als Achillesferse.

NordLB-Analyst Tobias Basse verweist darauf, dass sich internationale Investoren wegen möglicher Turbulenzen bei der US-Wahl zuletzt verstärkt mit Yen eingedeckt haben. Dies sei dem neuen Ministerpräsidenten Yoshihide Suga offenkundig ein Dorn im Auge. "Er wünscht sich einen schwächeren Yen, um die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Unternehmen zu verbessern." Daher scheine er auch bereit zu sein, die Geldpolitik noch expansiver ausrichten zu lassen. Die Notenbank werde diesen Weg zumindest vorerst nicht einschlagen wollen, womit für "beträchtliches Konfliktpotential" gesorgt sei. "Der Markt, einschließlich japanischer Investoren, muss sich klar darüber sein, dass Japans Führung wahrscheinlich zu Gegenmaßnahmen greifen wird, wenn der Yen viel stärker wird", meint John Vail, Chefstratege beim Vermögensverwalter Nikko AM. Japans Währung sei kein sicherer Hafen.