Reuters

Ökonomen - Lockdown-Nothilfe dürfte nicht ausreichen

30.10.2020
um 06:57 Uhr

Berlin (Reuters) - Führende Ökonomen halten die staatliche November-Nothilfe für Gastronomen und andere vom geplanten Teil-Lockdown betroffene Branchen längerfristig für nicht ausreichend.

"Die Erstattung des Umsatzausfalls ist sicher zielführend", sagte der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Ob allerdings 75 Prozent ausreichen, dürfte fraglich sein, je länger der Lockdown dauert." Die Gewinnmargen in konsumnahen Branchen seien schließlich gering. "Insofern kann es trotz der Hilfen zu einem massiven Unternehmenssterben kommen", sagte der IW-Direktor. Zudem hätten Einzelhändler keine Aussicht auf Hilfe, obwohl auch ihre Geschäfte leiden würden, wenn in Innenstädten Cafés und Restaurants schließen müssten.

Ähnlich äußerte sich der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. "Die Hilfen werden das längerfristige Problem von Gastronomie, Einzelhandel und Reisebranche in dieser Pandemie nicht lösen können", sagte er. Menschen würden ihr Konsumverhalten ändern, um sich vor dem Coronavirus zu schützen. "Auch deshalb werden wir wohl in den kommenden Monaten zahlreiche Insolvenzen bei Unternehmen sehen, nicht nur in den jetzt unmittelbar betroffenen Branchen", sagte der DIW-Präsident.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hatten am Donnerstag neue Hilfen in Höhe von zehn Milliarden Euro für betroffene Branchen im November vorgestellt.