Reuters

Islamisten beenden antifranzösische Proteste in Pakistan - Boykott vereinbart

17.11.2020
um 10:27 Uhr

Islamabad (Reuters) - Nach einer Vereinbarung über einen Boykott französischer Produkte im Karikaturenstreit hat eine islamistische Gruppierung ein Ende der Proteste in Pakistan angekündigt.

Die Regierung habe eine Zusicherung unterzeichnet, mit der sie sich offiziell für einen Boykott französischer Produkte ausspreche, sagte ein Sprecher der Partei Tehrik-i-Labaik Pakistan (TLP) am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Zudem soll das Parlament binnen drei Monaten über eine Ausweisung des französischen Botschafters entscheiden. Die Regierung war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu der Vereinbarung erreichen, die Reuters von den Islamisten zur Verfügung gestellt und unter anderem von zwei Ministern unterzeichnet wurde.

Erst am Montag waren bei antifranzösischen Protesten mehrere Menschen verletzt worden. Demonstranten waren mit Steinen und Ästen auf Sicherheitskräfte losgegangen, einige hatten der Polizei zufolge in Sprechchören gefordert, Gotteslästerer zu enthaupten. Nach den jüngsten islamistischen Anschlägen in Paris hat die französische Regierung ein hartes Vorgehen gegen den radikalen Islam angekündigt. Präsident Emmanuel Macron hält gleichzeitig an der Meinungsfreiheit fest, die auch die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen umfasst. Die Regierung in Islamabad hat das erneute Abdrucken der Karikaturen bereits verurteilt.

In Pakistan bricht bei Vorwürfen der Gotteslästerung immer wieder Gewalt aus. Vor drei Jahren starben mindestens sieben Menschen bei Protesten der TLP gegen eine Gesetzesänderung, die als blasphemisch angesehen wurde. In dem Land steht auf die Beleidigung des Propheten Mohammed die Todesstrafe.