Reuters

Ausschreitungen bei Bauern-Protest vor Neu-Delhi

27.11.2020
um 13:47 Uhr

Neu-Delhi (Reuters) - Bei Protesten gegen eine umstrittene Agrarreform in Indien ist es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen.

Die Einsatzkräfte hinderten am Freitag Tausende Bauern zunächst daran, ins Zentrum von Neu-Delhi vorzudringen. Sie errichtete am Rande der Hauptstadt Barrikaden und setzte an mehreren Stellen Wasserwerfer und zum Teil auch Tränengas ein, um die Landwirte fernzuhalten. Es kam zu Zusammenstößen, einige Demonstranten warfen mit Steinen und viele drängten gegen die Absperrungen. Aus dem Gewühl stiegen Rauchschwaden auf.

Die Polizei forderte die Bauern auf, sich zurückzuziehen und die Corona-Vorschriften zu beachten, die größere Versammlungen in Neu-Delhi verbieten. Dennoch weigerten sich viele Demonstranten abzuziehen. Am Kontrollposten an einer Schnellstraße, die in die Stadt führt, formierten sich Hunderte aus Protest zu einem Sitzstreik. Traktoren blockierten Wege. "Wir gehen nicht zurück", sagte ein 70-jähriger Bauer. Er und seine Begleiter hätten genug Lebensmittel dabei, um ein halbes Jahr auszuharren. Schließlich lenkte die Polizei ein. Sie erteilte den Landwirten die Erlaubnis, in der Stadt zu demonstrieren. Es müsse aber friedlich bleiben. Wann genau der Protest abgehalten werden durfte, war zunächst nicht klar.

Auslöser der Wut ist ein Gesetz, das seit September in Kraft ist. Landwirte können nun ihre Produkte überall und an jeden Abnehmer direkt anbieten. Sie müssen nicht mehr über staatlich regulierte Großmärkte gehen. Auf diesen Märkten wurden jedoch auch Mindestverkaufspreise garantiert, worauf sich insbesondere viele Kleinbauern verließen. Nun aber befürchten sie, dass große Agrarkonzerne die Preise drücken könnten. Die Landwirtschaft trägt etwa 15 Prozent zur Wirtschaftsleistung Indiens bei. Fast die Hälfte aller 1,3 Milliarden Einwohner arbeitet in dem Sektor. Die allermeisten Bauern besitzen weniger als zwei Hektar Land und sind allein logistisch kaum dazu in der Lage, ihre Produkte irgendwo anders als auf lokalen Märkten anzubieten.