Reuters

BaFin-Chef - Grenzüberschreitende Bankfusionen scheitern an Komplexität

03.12.2020
um 08:57 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Nach Ansicht von BaFin-Chef Felix Hufeld ist eine EU-Einlagensicherung keine Grundvoraussetzung für Bankenfusionen über Landesgrenzen hinweg.

"Wenn eine grenzüberschreitende Fusion ökonomisch sinnvoll ist, dann wird sie nicht daran scheitern, dass die dritte Säule der Bankenunion noch nicht vollendet ist", sagte er dem "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe). "Dass es solche Zusammenschlüsse bisher kaum gegeben hat, liegt in erster Linie an ihrer hohen Komplexität und Zweifeln an der ökonomischen Sinnhaftigkeit." Der BaFin-Chef widersprach damit Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, der wiederholt die Vollendung der europäischen Bankenunion angemahnt hatte. Erst dann seien grenzüberschreitende Zusammenschlüsse wirklich attraktiv, hatte Sewing argumentiert.

Auch Hufeld ist überzeugt, dass durch die Corona-Krise der Druck zur Konsolidierung steigt. So hat es etwa in Spanien und Italien bereits größere nationale Zusammenschlüsse gegeben. "Irgendwann wird es auch zu grenzüberschreitenden Fusionen kommen", sagte er. "Kurzfristig rechne ich damit allerdings nicht - außer es entsteht eine Notlage, in der man schnell handeln muss." Er sehe allerdings keine Anzeichen, dass es in Deutschland zu einer größeren Notlage komme.

Gleichwohl sei klar, dass die Bankbilanzen durch erhöhte Kreditausfälle in der Corona-Krise Schaden nehmen werden. Unklar sei nur wann und wie hoch genau. "Ich persönlich gehe von mehreren Wellen aus. Die erste könnte es Anfang 2021 geben, wenn die Insolvenzantragspflicht wieder voll greift", sagte Hufeld. Zwar sei das Finanzsystem als ganzes robust und die Kapitalausstattung der deutschen Bankenbranche hoch. "Einige der schwächsten Banken werden die Krise aber vermutlich nicht überstehen und aus dem Markt ausscheiden."

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