Reuters

Rüstungskonzern MBDA steuert auf Stellenabbau zu

03.12.2020
um 13:32 Uhr

Berlin (Reuters) - Beim Rüstungskonzern MBDA zeichnet sich ein Stellenabbau ab, da sich der von dem Unternehmen erhoffte Milliardenauftrag für die neue Raketenabwehr der Bundeswehr weiter verzögert.

"Wir nehmen die Vertagung der Entscheidung zur Kenntnis", erklärte der Geschäftsführer von MBDA Deutschland, Thomas Gottschild, am Donnerstag. Trotz eines entscheidungsreifen Angebots von MBDA seien die nötigen Gelder für die Raketenabwehr weder im Haushalt für 2021 noch in der mittelfristigen Finanzplanung ausgewiesen. "Aufgrund dieser Entwicklung sind wir gezwungen, eine Restrukturierung des Unternehmens durchzuführen." Die Maßnahmen würden derzeit erarbeitet und in den kommenden Wochen mit den zuständigen Gremien, dem Betriebsrat, den Führungskräften und Vertretern der Kundenseite besprochen. Dies schließe eine Diskussion über "die Möglichkeiten der Fortführung des Vergabeverfahrens" für die Raketenabwehr ein.

Der Konzern erklärte, als Ergebnis der Haushaltsverhandlungen Ende November sei die neue Raketenabwehr lediglich mit einem sehr geringen Sockelbetrag im Bundeshaushalt vorgesehen. Ein Vertragsabschluss sei 2021 nicht mehr geplant. Stattdessen wolle Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer die Luftverteidigung in ihrer Gesamtheit prüfen und bewerten. Ein Ergebnis solle Anfang 2021 vorliegen. MBDA habe bisher 150 Millionen Euro in das Projekt investiert. Der Konzern ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Airbus, der britischen BAE Systems und der italienischen Leonardo.

Gottschild hatte bereits Mitte Oktober gewarnt, eine weitere Verschiebung des Vorhabens wäre mit einem Abbruch gleichzusetzen. Die neue Raketenabwehr ist eines der größten Rüstungsprojekte der Bundeswehr. Sie soll nach bisheriger Planung ab Ende der 2020er Jahre ausgeliefert werden und nach und nach die alten Patriot-Batterien von Raytheon ersetzen. Das Verteidigungsministerium hatte sich bereits 2015 grundsätzlich für den Kauf des MBDA-Systems entschieden, seither laufen Verhandlungen. Im August hatte MBDA, das im Konsortium mit dem US-Rüstungskonzern Lockheed Martin antritt, ein drittes, überarbeitetes Angebot vorgelegt.

Ursprünglich hatte die Politik knapp vier Milliarden Euro für das Projekt veranschlagt. Nach früheren Angaben von Insidern dürften sich die Kosten jedoch um mehrere Milliarden erhöhen. Der Bundestag will den Etat für 2021 Mitte Dezember beschließen.

Airbus SE

WKN 938914 ISIN NL0000235190

BAE SYSTEMS PLC

WKN 866131 ISIN GB0002634946

Lockheed Martin Corp.

WKN 894648 ISIN US5398301094