Reuters

Verdi - TUI muss mit Staatsgeld nun Arbeitsplätze erhalten

03.12.2020
um 14:12 Uhr

Berlin (Reuters) - Nach dem dritten Rettungspaket mit milliardenschweren Staatshilfen für TUI sollte der Tourismuskonzern nach Ansicht von Verdi für gute Jobs sorgen.

"Nun ist es an TUI, diese Mittel zukunftsgerichtet zu verwenden und den Beschäftigten sichere und vor allem auch existenziell absichernde Arbeitsplätze zu garantieren", sagte die stellvertretende Gewerkschafts-Vorsitzende Christine Behle am Donnerstag. Weitere Einschnitte in die Entgelte und Arbeitsbedingungen müssten ebenso verhindert werden wie eine Verlagerung von Jobs ins Ausland.

TUI hat am Mittwoch erklärt, man habe sich habe sich mit privaten Investoren, Banken und dem Bund auf ein Finanzierungspaket über 1,8 Milliarden Euro geeinigt. Rund 1,3 Milliarden Euro kommen vom Staat, 500 Millionen Euro sollen über eine Kapitalerhöhung kommen, bei der vor allem der russische Großaktionär Alexej Mordaschow mitzieht. Der Hannoveraner Konzern bekommt seit Beginn der Corona-Krise bereits drei Milliarden Euro Hilfen vom Steuerzahler.

Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) erklärte, das Finanzpaket dürfe nicht nur gute Nachrichten für TUI sein, sondern müsse dies auch für die Beschäftigten sein. "Man sollte sich auf einen sozialverträglichen Stellenabbau einigen", sagte VC-Tarifexperte Marcel Gröls zu Reuters.

Verdi-Vize-Chefin Behle betonte, Bund und Land müssten ihren Einfluss geltend machen, dass zusammen mit der Belegschaft sozialverträgliche Lösungen gefunden würden. Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann sieht das Rettungspaket als "Chance, möglichst viele Arbeitsplätze an den hannoverschen Standorten zu erhalten". Für den Flughafen Hannover sei die Konzerntochter TUIfly eine der wichtigsten Fluglinien.

Wegen der Corona-Krise will TUI rund 8000 Jobs abbauen und seine Flugzeugflotte von 150 auf 120 Maschinen verkleinern. TUIfly soll in Deutschland ihre Flotte von 39 auf 17 reduzieren und die Zahl der Jobs soll auf rund 1000 etwa halbiert werden. Zwischen TUIfly und der Piloten-Gewerkschaft herrscht derzeit Funkstille. Die VC kritisierte, TUIfly habe Krisengespräche einseitig beendet. Das Management wirft den Gewerkschaften jedoch vor, mit der Forderung nach einem Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen eine Einigung zugunsten der Beschäftigten zu blockieren. Dies führt dazu, dass die Piloten seit Dezember wieder volle Bezüge erhalten, aber laut TUIfly nur zehn bis 20 Prozent ihrer normalen Flüge machen. Nach bisherigen Planungen sollen etwa 270 der rund 500 Pilotenjobs gestrichen werden. Sollte es hier keine Einigung geben, könnten im nächsten Jahr Kündigungen für 2022 ausgesprochen werden.