Reuters

Eurostärke bremst Kursanstieg an Europas Börsen

04.12.2020
um 11:37 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Angesichts des starken Euro und der weiterhin hohen Corona-Neuinfektionen halten sich Europas Anleger zum Wochenschluss bedeckt.

Der Dax legte am Freitag 0,2 Prozent zu auf 13.285 Punkte, der EuroStoxx50 stieg um 0,3 Prozent auf 3526 Punkte. "Die Euphorie über die Erfolge in der Impfstoff-Entwicklung gegen Covid-19 hat nachgelassen, und die Investoren warten nun geduldig auf weitere Konjunkturmaßnahmen seitens der Regierungen", sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus Axi.

So halten es Analysten für möglich, dass sich Demokraten und Republikaner im US-Kongress doch noch auf ein Konjunkturpaket mit einem Volumen von gut 900 Milliarden Dollar einigen könnten. Dazu kommen Geldspritzen der Notenbanken. Es wird damit gerechnet, dass die EZB in ihrer Sitzung kommende Woche den Geldhahn weiter aufdreht. Weitere Impulse werden zudem von den US-Arbeitsmarktdaten für November erwartet, die am Nachmittag vorgelegt werden. Börsianer gehen davon aus, dass zwar weniger neue Jobs geschaffen wurden als im Oktober, zugleich aber die Arbeitslosenquote sank.

Für Gegenwind sorgte der starke Euro. Die Gemeinschaftswährung verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 1,2173 Dollar und lag damit weiterhin auf dem höchsten Niveau seit April 2018. "Seitdem das Währungspaar die Marke von 1,20 durchbrochen hat, kennt es kein Halten mehr, so scheint es", sagte You-Na Park-Heger, Expertin bei der Commerzbank. Seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte es im Vorfeld der Sitzung am Donnerstag keine Kommentare mehr geben, weil eine Schweigephase gilt. Allerdings könne die Kursbewegung in den vergangenen Tagen für die EZB zu schnell gewesen sein und sie schließlich doch zu Kommentaren veranlassen, welche den Euro schwächen.

Das britische Pfund profitierte von der Hoffnung auf eine Einigung zwischen der Europäischen Union und Großbritannien auf eine Handelsvereinbarung und schnellte um 0,3 Prozent auf 1,3494 Dollar hoch. Ein EU-Vertreter sagte, eine Vereinbarung stehe bevor und werde zum Ende des Wochenendes erwartet.

ÖLAKTIEN PROFITIEREN VON OPEC-EINIGUNG

Am Rohstoffmarkt sorgte die Entscheidung der Opec-Staaten und ihrer Verbündeten für Erleichterung, die Ölförderung ab Januar nur sehr behutsam hochzufahren. Der Preis für ein Barrel Nordseeöl der Sorte Brent stieg um 2,5 Prozent auf 49,92 Dollar und damit den höchsten Stand seit Anfang März. Leichtes US-Öl verteuerte sich um 2,3 Prozent auf 46,68 Dollar je Barrel (159 Liter). Die großen Erdöl-Exporteure einigten sich auf eine Lockerung ihrer Förderbremse und kündigten an, ihre Förderpolitik in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Die Fördermenge werde nur sehr langsam hochgefahren, sagt Thomas Altmann, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung QC Partners. "Das ist ein positives Signal für den Ölpreis." Die Papiere von Ölfirmen wie BP, Shell und Total stiegen um bis zu 2,8 Prozent.

Abwärts ging es dagegen für die Aktien der Kinobetreiber Cineworld aus Großbritannien und Kinepolis, die bis zu 19,2 beziehungsweise 15,5 Prozent nachgaben. Das US-Filmstudio Warner Bros., das zum US-Telekomkonzern AT&T gehört, kündigte an, seine Filme 2021 gleichzeitig in Kinos und dem konzerneigenen Streamingdienst anzubieten, und begründete das mit der Corona-Pandemie, die nur begrenzte Zuschauerzahlen in Kinos erlaube. Die Experten von KBC Securities bezeichneten das als "dramatische Veränderung", die zeige, wie sehr die Pandemie die Branche auf den Kopf stelle.