Reuters

Deutsche Bank besiegelt Partnerschaft mit Google zur IT-Erneuerung

04.12.2020
um 17:37 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche Bank will mit Hilfe von Google die Erneuerung ihrer IT-Systeme vorantreiben.

Dazu besiegelte das Geldhaus die im Sommer angekündigte strategische Partnerschaft mit dem US-Technologieriesen, wie die Deutsche Bank am Freitag mitteilte. Das Institut will durch die Zusammenarbeit mit den Amerikanern den Umstieg auf Cloud-Dienste beschleunigen und zudem gemeinsam mit Google neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Einer mit der Angelegenheit vertrauten Person zufolge erwartet die Bank über die zehnjährige Vertragslaufzeit einen kumulierten Gewinneffekt vor Zinsen und Steuern (Ebit) von mehr als einer Milliarde Euro aus der Partnerschaft. Zunächst werden allerdings erst einmal Investitionen fällig.

"Mit Google Cloud als strategischem Partner an unserer Seite können wir die Transformation unserer IT-Systeme schneller vorantreiben, unsere Daten intelligenter nutzen und neue Produkte und Dienstleistungen in einem flexiblen und sicheren technologischen Umfeld rascher entwickeln", sagte Technologievorstand Bernd Leukert. Die Partner arbeiteten bereits an einer Reihe potenzieller Anwendungen. So werde für das Privatkundengeschäft in Deutschland eine einheitliche Benutzeroberfläche entwickelt, die den Kunden einen besseren Überblick über die Produktpalette der Deutschen Bank und der Postbank bieten werde. Auch werde es neue Kreditprodukte geben. Zudem plane die Bank, ihre Produkte über den Google Cloud Marketplace anzubieten, um mehr Kunden zu erreichen.

Deutschlands größtes Bankhaus steht immer wieder in der Kritik wegen seiner maroden IT-Systeme. Mehrfach gab es Pannen im Zahlungsverkehr oder bei internen Geldwäsche-Kontrollen. Ex-Bankchef John Cryan hatte die IT-Systeme als "lausig" bezeichnet und Ex-IT-Vorständin Kim Hammonds hatte 2018 vor Top-Managern der Bank geschimpft, das Institut sei das "dysfunktionalste Unternehmen", für das sie je gearbeitet habe. Im Sommer 2019 hatte sich die Deutsche Bank den ehemaligen SAP-Vorstand Leukert an Bord geholt, der die IT auf Vordermann bringen soll.

Durch den Umzug in die Cloud werde sich die Flexibilität und Stabilität der Systeme verbessern, versprach die Bank. Zugleich betonte sie, dass sie beim Schutz und der Sicherheit der Daten keine Kompromisse eingehen werde - weder bei den Daten der Kunden noch ihren eigenen. Die Bank könne bei den für die Cloud vorgesehenen Anwendungen auswählen, in welcher Region diese betrieben werden, um Präferenzen und Vorgaben zum Datenstandort zu erfüllen. Außerdem verschlüsselten die Anwendungen die Daten. Das gelte für die Speicherung von Daten ebenso wie für ihre Übertragung.