Reuters

Credit Suisse setzt auf Superreiche und Investmentbanking

15.12.2020
um 17:02 Uhr

Zürich (Reuters) - Nach einer sechsjährigen Generalüberholung will die Credit Suisse 2021 wieder den Vorwärtsgang einlegen.

"Das wird das Jahr, in dem Credit Suisse in die Offensive geht", sagte der seit Februar amtierende Konzernchef Thomas Gottstein am Dienstag auf einer Investorenveranstaltung. Dank einer Wachstumsbeschleunigung im Kerngeschäft mit reichen und superreichen Privatkunden, einem stabileren Investmentbanking und einer verstärkten Digitalisierung will die Schweizer Großbank im kommenden Jahr die zuvor mehrfach verpasste Marke von zehn Prozent bei der Eigenkapitalrendite erreichen.

Credit Suisse hat es dabei vor allem auf erfolgreiche Unternehmer in Schwellenländern und Superreiche rund um den Globus abgesehen. Beide Kundengruppen wachsen deutlich schneller als die Weltwirtschaft. "In beiden Bereichen sind wir besonders gut aufgestellt", sagte Gottstein. Bis 2023 soll der Vorsteuergewinn im Vermögensverwaltungsgeschäft auf 5,0 bis 5,5 Milliarden Franken von zuletzt rund vier Milliarden anziehen. Dies entspreche einer durchschnittlichen jährliche Wachstumsrate von rund zehn Prozent. "Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass das Vermögensverwaltungsgeschäft zu den attraktivsten Segmenten der Finanzdienstleistungsbranche gehört, insbesondere in der Region Asien-Pazifik", erklärte Gottstein.

Die Gewinnsteigerung in der Vermögensverwaltung wolle Credit Suisse unter anderem mit dem Einsammeln von neuen Kundengeldern, einer Erhöhung der Kreditvergabe und einer vertieften Zusammenarbeit mit der Investmentbank erreichen. "Die Strategie tönt fast identisch zu derjenigen der UBS", erklärte Citibank-Analyst Andrew Coombs.

Die Zielmarken von zehn Prozent im kommenden Jahr und die mittelfristige Vorgabe von zehn bis zwölf Prozent erachten viele Analysten indes als zu ehrgeizig. In den ersten neun Monaten 2020 kam die Großbank auf 9,8 Prozent. Dabei profitierte die Credit Suisse wie viele Konkurrenten davon, dass Kunden wegen der Corona-Krise einen höheren Finanzierungs- und Beratungsbedarf hatten und ihre Anlagen häufiger umschichteten. Im dritten Quartal kühlte sich das Geschäft allerdings ab. Im laufenden Quartal hätten die Trends denen in den Sommermonaten geähnelt. Letztmals kam die Bank 2010 auf einen prozentual zweistelligen Wert - damals waren es bei deutlich weniger Eigenkapital 19,8 Prozent.

INVESTITIONEN INS CHINA-GESCHÄFT

Gottstein hatte das Steuer bei der Credit Suisse im Februar übernommen, nachdem sein Vorgänger Tidjane Thiam über eine Beschattungsaffäre gestolpert war. Aus einem stark vom riskanten Investmentbanking abhängigen Institut hatte Thiam einen Dienstleister für vermögende Privatkunden geschmiedet. Die Verbesserung der Profitabilität erreichte der frühere Versicherungsmanager vor allem mit einem Sparkurs, während die Erträge schrumpften.

Hier will Gottstein nun gegensteuern und sich das auch einiges kosten lassen. Konzernweit sollen bis zu 600 Millionen Franken in das Geschäft investiert werden, insbesondere in die Vermögensverwaltung, das China-Geschäft und die Informatik. Im Investmentbanking will die Bank das kapitalarme Geschäft mit Firmenübernahmen weiter stärken und dort auch neue Mitarbeiter rekrutieren. Trotz der Investition sieht Gottstein bei den Sparbemühungen weiteren Spielraum. Ausgehend von einem Wert von rund 16,5 Milliarden Franken in 2020 soll der bereinigte Geschäftsaufwand 2021 leicht auf 16,2 bis 16,5 Milliarden Franken zurückgehen.

Credit Suisse Group AG

WKN 876800 ISIN CH0012138530

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008