Reuters

Piloten fordern Schlichtung bei Krisenverhandlungen mit TUIfly

04.01.2021
um 16:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Wegen der festgefahrenen Krisenverhandlungen mit TUIfly dringen die Piloten auf eine Schlichtung. "Die Zeit drängt - das Unternehmen benötigt Liquidität und die Pilotinnen und Piloten sind zu einem Krisenbeitrag im Volumen von 200 Millionen Euro bereit", erklärte Marcel Gröls, im Vorstand der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit für Tarifpolitik zuständig, am Montag. "Für diese erheblichen Zugeständnisse erwarten wir im Gegenzug nachhaltigen Kündigungsschutz. Wir haben es bei der Lufthansa vorgemacht - dasselbe ist mit Sicherheit auch bei der TUIfly möglich." Von der Airline des Reisekonzerns TUI war zunächst kein konkreter Kommentar zu erhalten. Ein TUIfly-Sprecher betonte aber, dass Gespräche zu Interessenausgleich und Sozialplan bereits angelaufen seien.

Wegen der Corona-Krise will der mit milliardenschweren Staatshilfen gerettete TUI-Konzern rund 8000 Jobs abbauen und seine Flugzeugflotte von 150 auf etwa 120 Maschinen verkleinern. TUIfly soll in Deutschland ihre Flotte von 39 auf 17 Flugzeuge reduzieren und die Zahl der Jobs soll auf rund 1000 etwa halbiert werden. Das Management wirft den Gewerkschaften vor, mit der Forderung nach einem Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen eine Einigung zugunsten der Beschäftigten zu blockieren. Dies führt dazu, dass die Piloten seit Dezember wieder volle Bezüge erhalten, aber laut TUIfly teilweise nur rund zehn Prozent ihrer normalen Flüge machen. Nach bisherigen Planungen sollen etwa 270 der gut 500 Pilotenjobs gestrichen werden.

Der weltgrößte Reisekonzern TUI bekommt bereits drei Milliarden Euro Hilfen der Steuerzahler. Am Dienstag sollen die Aktionäre grünes Licht geben für ein weiteres Rettungspaket über 1,8 Milliarden Euro. Rund 1,3 Milliarden Euro kommen dabei erneut vom Staat und etwa 500 Millionen Euro über eine Kapitalerhöhung. Mit Blick auf die Staatshilfe sagte VC-Experte Gröls: "Da ist es nur recht und billig, Kündigungen nach Möglichkeit zu vermeiden, auch wenn schlimmstenfalls Arbeitsplätze reduziert werden müssen." Zudem fielen bei anderen europäischen TUI-Gesellschaften im Verhältnis deutlich weniger Arbeitsplätze weg.