Reuters

US-Ermittler verschärfen Vorwürfe gegen Kapitol-Randalierer

15.01.2021
um 09:57 Uhr

Washington (Reuters) - Nach den ersten FBI-Untersuchungen zur Erstürmung des Kapitols verschärfen US-Ermittler ihre Vorwürfe gegen die gewalttätig gewordenen Anhänger von US-Präsident Donald Trump.

In einem Haftantrag für den bereits festgenommenen Mann, der mit einem Hörnerschmuck auf dem Kopf zum Platz von Vizepräsident Mike Pence im Senat vorgedrungen war, werfen sie den Randalierern Mordabsichten vor. Jacob Chansley habe Pence laut FBI eine Notiz mit den Worten hinterlassen, es sei "nur eine Frage der Zeit, bis Gerechtigkeit" komme. "Starke Beweise, darunter Chansleys eigene Worte und Taten im Kapitol deuten darauf hin, dass es die Absicht der Kapitol-Randalierer war, gewählte Vertreter der US-Regierung gefangen zu nehmen und zu ermorden", so die Ermittler.

Chansleys Pflichtverteidiger war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. In dem Haftantrag heißt es auch, der Mann aus Arizona sei drogenabhängig und geisteskrank. Er habe offen über seine Überzeugung gesprochen, ein "Außerirdischer und höheres Wesen" zu sein. Der Anhänger der bei Rechten beliebten QAnon-Bewegung soll am Freitag vor Gericht erscheinen. Ihm wird die Teilnahme am gewaltsamen Versuch vorgeworfen, die US-Regierung zu stürzen. Die Ermittler warnten, der Aufstand dauere noch an.

Sicherheitskräfte bereiten sich unterdessen auf weitere Demonstrationen in Washington vor, nachdem Trump-Anhänger am 6. Januar in das Kapitol - den Sitz des US-Parlaments - eingedrungen waren und Büros verwüstet hatten. Einige griffen die Polizei an. Das US-Justizministerium hat bisher über 80 Anklagen erhoben. Die insgesamt mehr als 200 Verdächtigen hat das FBI durch Videos und Fotos in den sozialen Medien leicht ausfindig machen können.

Der für die Hauptstadt Washington zuständige Staatsanwalt Michael Sherwin hatte zuvor von beispiellosen Ermittlungen gesprochen, in deren Verlauf auch schwerwiegende Anklagen bis hin zum Mord erhoben werden dürften. Bei den Ausschreitungen starben fünf Menschen, darunter ein Polizist.