Reuters

DIW-Präsident Fratzscher erwartet weitere Wirtschaftshilfen der EZB

19.01.2021
um 12:07 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, rechnet in der Corona-Krise mit weiteren EZB-Hilfen für die Wirtschaft.

"Muss die Geldpolitik nachlegen? Ja, ich denke, sie wird es tun, auch in der Euro-Zone", sagte Fratzscher am Montagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Manche Instrumente wie die negativen Zinsen seien allerdings ausgeschöpft. Fratzscher sieht aber Möglichkeiten, Banken, die viele Kredite vor allem an kleine und mittlere Unternehmen vergeben, bei der Refinanzierung noch mehr zu stützen. Eine Stellschraube sehe er bei den "TLTRO" genannten großen Kreditspritzen für Banken.

"Zweiter Hebel für die EZB wird sicherlich die Lauflänge vom PEPP sein," sagte Fratzscher mit Verweis auf das Anleihenkaufprogramm im Kampf gegen die Folgen der Pandemie, das die EZB erst im Dezember ausgeweitet hatte. Das Volumen liegt nun bei 1,85 Billionen Euro. Die Käufe wurden bis mindestens Ende März 2022 verlängert. "Je länger die Pandemie andauert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB dieses Programm dann nochmal verlängern wird und das auch frühzeitig bekanntgeben wird," meint der Ökonom. Auch beim geldpolitischen Ausblick, der sogenannten "Forward Guidance", erwartet Fratzscher noch ein klareres Signal der EZB, um die Zinsen langlaufender Staatsanleihen weiterhin niedrig zu halten.

Wichtig in der Krise sei aber auch, dass die Staaten die EZB bei der Stützung der Wirtschaft in der Corona-Krise nicht alleingelassen hätten, sagte Fratzscher. "Ich bin froh, dass die Finanzpolitik überall in der Euro-Zone komplett anders gehandelt hat als in der europäischen Finanzkrise." Sie sei viel expansiver und habe damit einen Teil der Last von der EZB genommen. "Das wird essenziell sein, dass die Finanzpolitik das auch weiterhin tut," sagte der DIW-Chef.