Reuters

Ifo-Experte - Unsicherheit in Wirtschaft nimmt auch wegen Impfverzögerung zu

25.01.2021
um 10:52 Uhr

Berlin (Reuters) - Die zweite Corona-Welle und der langsame Impfstart bereiten den deutschen Top-Manager Sorgen.

"Die Unsicherheit hat zugenommen in der Wirtschaft – auch weil sich die Impfungen hinziehen dürften", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. "Hier ist etwas Ernüchterung eingezogen." Konjunkturell droht angesichts des verlängerten Corona-Lockdowns ein Fehlstart ins Jahr. "Wir rechnen mit einer Stagnation im ersten Quartal", sagte Wohlrabe. Bereits zum Jahresende 2020 dürfte Europas größte Volkswirtschaft nach Schätzung des Statistischen Bundesamtes auf der Stelle getreten sein. "Die deutsche Wirtschaft startet wenig zuversichtlich ins Jahr", sagte Wohlrabe mit Blick auf den Ifo-Geschäftsklimaindex, der im Januar unerwartet deutlich gefallen ist.

Einen stärkeren Rückgang verhinderte die Industrie. "Sie ist weiter sehr gut aufgestellt", sagte Wohlrabe. "Sie will mehr produzieren, ihre Exporterwartungen sind zudem gestiegen." Besonders die Elektroindustrie und die Maschinenbauer stünden derzeit gut da. "Was massiv eingebrochen ist, ist der Einzelhandel", sagte Wohlrabe. "Nur die Supermärkte leiden nicht, die machen gerade das Geschäft ihres Lebens." Die meisten anderen Läden müssen dagegen geschlossen bleiben. Das schlägt auch auf andere Branchen durch, insbesondere auf den Bereich Transport und Logistik.

Auch das Ende der Mehrwertsteuer-Senkung dürfte sich zu Jahresbeginn negativ bemerkbar gemacht haben. "Das dürfte die Nachfrage nach höherpreisigen Gütern etwas gedämpft haben – etwa nach Möbeln", sagte Wohlrabe. "So sind die Möbelhersteller etwas pessimistischer geworden." Bis Ende 2020 galt der von 19 auf 16 Prozent ermäßigte Mehrwertsteuersatz, mit dem die Bundesregierung den Konsum anregen wollte.

Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland hat sich zum Jahresauftakt verschlechtert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im Januar auf 90,1 Punkte von 92,2 Zählern im Vormonat, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut zu seiner Umfrage unter 9000 Managern mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem leichten Rückgang auf 91,8 Punkte gerechnet.