Reuters

Mustier geht bei UniCredit mit Milliardenverlust

11.02.2021
um 16:12 Uhr

Mailand (Reuters) - Nach dem Abschied von Vorstandschef Jean Pierre Mustier ist die italienische Großbank UniCredit auf der Suche nach einer neuen Strategie.

"Das vierte Quartal bestätigt, dass die Erträge die größte Herausforderung für UniCredit sind", schrieben die Analysten der UBS am Donnerstag. Mustier hatte in seinen fünf Jahren an der Spitze der Bank zwar gründlich aufgeräumt und die Kapitalpolster aufgestockt, aber neue Ertragsquellen für die Muttergesellschaft der Münchner HypoVereinsbank (HVB) fand der Franzose nicht. 2020 brachen die Gesamterträge um neun Prozent auf 17,1 Milliarden Euro ein, allein im vierten Quartal sogar um 13 Prozent. Unter dem Strich stand 2020 ein Verlust von knapp 2,8 Milliarden Euro - nach einem Plus von 3,4 Milliarden ein Jahr zuvor.

Die UniCredit-Aktie gab um 2,8 Prozent auf 8,46 Euro nach. Der Börsenwert der Bank liegt um 60 Prozent unter dem Buchwert.

Im vierten Quartal schrieb UniCredit einen Verlust von 1,18 Milliarden Euro, der höher ausfiel als Experten erwartet hatten. Grund dafür war eine Abschreibung von fast 900 Millionen Euro auf den Firmenwert der Investmentbanking- und Großkunden-Sparte, die bei der HVB angesiedelt ist. Dort stehen Fragezeichen hinter der künftigen Rentabilität: Die Wertkorrektur sei vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der trüben gesamtwirtschaftlichen Aussichten zu sehen, erklärte die Bank. Anders als in Italien sei in Deutschland und Österreich die Nachfrage nach staatlich garantierten Hilfskrediten zur Bewältigung der Corona-Krise stark zurückgegangen, sagte Finanzchef Stefano Porro am Donnerstag.

Insgesamt hat die Mailänder Großbank angesichts der Corona-Krise fast fünf Milliarden Euro auf faule Kredite abgeschrieben, weniger als erwartet. Die harte Kernkapitalquote liegt mit 15,1 Prozent so hoch, dass UniCredit insgesamt 1,1 Milliarden Euro an die Aktionäre zurückgeben will: 268 Millionen Euro als Dividende und ein Aktienrückkauf für 179 Millionen seien sofort möglich. Auf den zweiten Teil des Rückkaufprogramms im Volumen von 652 Millionen Euro müssen die Aktionäre wegen der Krisen-Auflagen der Bankenaufseher bis Herbst warten.

Im laufenden Jahr soll wie geplant ein Nettogewinn von gut drei Milliarden Euro zu Buche stehen. "Nach einer gründlichen Säuberungsaktion verlässt Mustier das Schiff in ordentlichem Zustand - mit einem großen Fragezeichen über den weiteren Kurs", schrieben die Analysten von Mediobanca. Den soll von Mitte April an der italienische Investmentbanker Orcel bestimmen. Er muss zuerst entscheiden, ob er dem Drängen der Regierung nachgibt und die verstaatlichte Krisenbank Monte dei Paschi di Siena schluckt. Mustier hatte dafür hohe Hürden gesetzt und sich mit dem Aufsichtsrat überworfen. Am Mittwoch hatte Monte dei Paschi einen Verlust von 1,7 Milliarden Euro für 2020 ausgewiesen.