Reuters

Deutsche-Bank-Chef warnt vor weiteren Corona-Hilfen

11.02.2021
um 17:32 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing warnt vor weiteren Milliardenhilfen für die von der Pandemie gebeutelte Wirtschaft.

"Wenn wir nun Vollgas geben, um wieder in Schwung zu kommen, dann wird es nicht einfach sein, die Ökonomie in der Spur zu halten", sagte Sewing beim virtuellen Neujahrsempfang der Bank am Donnerstag, bei dem Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Grußwort hielt. Europa habe gute Konjunkturprogramme aufgelegt. "Deshalb sollten wir jetzt nicht noch einmal draufsatteln, also kein weiteres riesiges Ausgabenpaket wie in den USA auf den Weg bringen." Wenn die Krise vorbei sei, müssten so schnell wie möglich die Schulden sinken und die Zinsen wieder steigen.

Mehrere prominente Ökonomen sind anderer Meinung als Sewing. So forderte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, in einem Interview mit dem ZDF weitere Hilfen: Das Geld, das der Staat jetzt ausgebe, sei bestens investiert. Er dürfe sich nicht von einer "unsinnigen Schuldenbremse" abhalten lassen.

Sewing sieht eine massive Ausweitung der Staatsschulden kritisch. Das derzeitige hohe Schuldenniveau vieler Länder werde nur tragbar sein, wenn die Zinsen niedrig blieben, sagte er. "Das heißt aber auch: Jeder nachhaltige Anstieg der Zinssätze könnte zu erheblichen Turbulenzen führen – an den Finanzmärkten und in der Wirtschaft insgesamt." Auch die anziehende Inflation berge große Risiken für die Wirtschaft. "Früher oder später werden die Zentralbanken darauf reagieren müssen, wenn sie ihrem Mandat gerecht werden wollen – mit dann negativen Folgen für Schuldner, sei es Staaten, Unternehmen oder Privatpersonen."

Gleichwohl zeigte sich der Chef der größten deutschen Bank zuversichtlich. "Wir glauben nach wie vor, dass 2021 ein weitaus besseres Jahr werden kann als das vergangene." Das Virus sei in den Griff zu bekommen und die Wirtschaft in Deutschland werde sich schnell erholen. Für 2021 erwarte das Institut ein Wachstum von vier bis fünf Prozent möglich.

Die Deutsche Bank sehe sich durch ihren Umbau in der Lage, einen Beitrag zum Wiederaufbau der Wirtschaft zu leisten, machte Sewing deutlich. Die Bank sei auf dem besten Weg, nachhaltig profitabel zu sein. "18 Monate nach dem Start der neuen Strategie sind wir weiter gekommen als ursprünglich geplant – und wir halten an allen Zielen fest, die wir uns für 2022 gesetzt haben." Im vergangenen Jahr erzielte die Bank zum ersten Mal seit 2014 wieder einen Gewinn.

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008