Reuters

Kunden fluten Ost-Sparkassen mit Geld - Institute wissen nicht wohin damit

16.02.2021
um 12:47 Uhr

Berlin (Reuters) - Die ostdeutschen Sparkassen können sich in der Corona-Zeit kaum vor Kundengeldern retten, profitieren davon aber kaum.

"Die Kunden haben uns im Krisenjahr 2020 mehr denn je ihr Geld anvertraut", sagte Präsident Michael Ermrich vom Dachverband OSV am Dienstag. "Unseren Sparkassen fehlen jedoch Möglichkeiten, diese Gelder zu investieren beziehungsweise zinsbringend anzulegen." Grund sei die langanhaltende Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die die Institute vor große Probleme stelle und letztlich das Geschäftsmodell der Sparkassen gefährde. Wegen des sinkenden Zinsüberschusses, dem größten Ertragsbringer der Sparkassen, schließt der OSV nicht aus, dass Kunden für Sparkassen-Leistungen künftig mehr zahlen müssten.

Ermrich monierte, dass die negativen Einlagenzinsen der EZB dazu führen, "dass - wenn Kunden Gelder auf ihr Girokonten überweisen - die Sparkassen dafür Negativzinsen bei der EZB zahlen". Der ohnehin traditionell hohe Einlagenbestand kletterte um knapp zehn Prozent auf den Rekord von 120,3 Milliarden Euro. "Die Sparkassen wurden geradezu mit Ersparnissen geflutet", sagte OSV-Geschäftsführer Wolfgang Zender. Was für die Institute in normalen Zeiten kostengünstige Liquidität bedeutet, führt nach OSV-Einschätzung seit sechs Jahren zu Extra-Belastungen.

Das Betriebsergebnis vor Bewertung sank 2020 um 3,5 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro und damit das dritte Jahr in Folge. Seit 2018 hätten die Sparkassen insgesamt rund 166 Millionen Euro Gewinn eingebüßt, sagte Ermrich. Dies entspreche den Mitteln, die die Ost-Sparkassen in den vergangenen rund dreieinhalb Jahren für die Unterstützung von Kultur, Sport, sozialen Projekten und die Bildung bereitgestellt haben. Der Gewinn dürfte auch 2021 sinken, sagte Zender. "Der Zinsüberschuss bröckelt und bröckelt." Die rund 45 Sparkassen hätten zwar seit 2014 den Provisionsüberschuss um rund 30 Prozent gesteigert. "Das reicht aber bei weitem nicht aus", um die Rückgänge im Zins-und Provisionsgeschäft auszugleichen, warnte Zender.