Reuters

Wetterchaos in den USA verhagelt RWE das Ökostromgeschäft

19.02.2021
um 12:17 Uhr

- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) - Dem Energieversorger RWE droht bei seinem Wandel vom Kohlekonzern zum Ökostromriesen ein schwerer Rückschlag.

Eine extreme Kältewelle in den USA verursache hohe Einbußen, warnte RWE. Die Aktie verlor am Freitag mehr als zwei Prozent. Das Wetterchaos in Texas habe zu Ausfällen von Windkraftanlagen von RWE und hohen Strompreisen geführt. Um eigene Lieferverpflichtungen erfüllen zu können, müsse RWE aktuell zu außergewöhnlich hohen Preisen Strom zukaufen, erklärte der Konzern. Deshalb werde das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) des Segments Onshore Wind/Solar im laufenden Jahr voraussichtlich mit einem niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag belastet.

Die USA gehören zu den wichtigsten Auslandsmärkten des Konzerns, der sich zu einem der größten Ökostromkonzerne in Europa gewandelt hat. Mehr als ein Drittel der Ökostromkapazitäten des Konzerns stehen in den USA. Finanzchef Markus Krebber, der in wenigen Wochen die Nachfolge von Konzernchef Rolf Martin Schmitz übernehmen soll, setzt dabei vor allem auf die Windenergie an Land.

MILLIONEN MENSCHEN IN TEXAS OHNE STROM

Ungewöhnliche Kälte und Schneefall hatten Texas ins Chaos gestürzt. Millionen Menschen hatten zeitweise weder Strom noch Heizung. Die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit der Kälte starben, könne von knapp rund 20 noch deutlich steigen, verlautete aus Behördenkreisen. Viele Opfer seien vermutlich noch nicht geborgen. Am Freitag waren immer noch rund 280.000 Haushalte ohne Strom. 13 Millionen Menschen - fast die Hälfte der Einwohner des Bundesstaates - waren von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten.

Die eisigen Temperaturen hätten zu erheblichen Ausfällen in der Stromerzeugung geführt, berichtete auch RWE. Seit dem 9. Februar sei ein Teil der eigenen Onshore-Windflotte in Texas aufgrund von Vereisungen und Netzproblemen außer Betrieb. Das extreme Wetter hat die Strompreise in die Höhe getrieben. RWE verwies darauf, Teile der erwarteten Produktion aus Windkraftanlagen im Voraus verkauft zu haben. Um seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen, habe der Konzern fehlende Mengen zukaufen müssen. Die Stromeinkaufspreise für die Erzeuger seien durch eine Anordnung des texanischen Netzbetreibers auf bis zu 9.000 Dollar pro Megawattstunde in die Höhe geschossen. Üblich sind laut Reuters-Daten Preise zwischen 20 und 30 Dollar.

Eine endgültige Einschätzung der Folgen sei noch nicht möglich, erklärte RWE. Derzeit konzentriere sich der Konzern darauf, seine Anlagen wieder in Betrieb zu setzen. Die Analysten von Jefferies gehen von Einbußen zwischen 100 und 500 Millionen Euro aus. RWE werde möglicherweise versuchen, Versicherungsleistungen geltend zu machen. Eine Prognose für 2021 hat der Konzern noch nicht vorgelegt. Die Bilanz für 2020 präsentieren die Essener Mitte März. RWE hatte kürzlich mitgeteilt, trotz der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise seine Gewinnprognose für das abgelaufene Jahr übertroffen zu haben. Das bereinigte Ergebnis (Ebitda) liege voraussichtlich bei 3,2 (Vorjahr: drei) Milliarden Euro und werde damit das obere Ende der Prognose von 2,7 bis 3,0 Milliarden Euro überschreiten. Gut gelaufen sei vor allem der Energiehandel, aber auch das Geschäft mit der Windkraft.

EnBW Energie Baden-Württemberg AG

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WKN 703712 ISIN DE0007037129