Reuters

Gefechte in Somalias Hauptstadt zwischen Militär und Opposition

19.02.2021
um 12:22 Uhr

Mogadischu (Reuters) - In der somalischen Hauptstadt Mogadischu haben sich am Freitag Regierungssoldaten und oppositionelle Gruppen im Streit über die Verschiebung der Präsidentenwahl Gefechte geliefert.

Der Konflikt in dem seit Jahren von Kämpfen belasteten Land am Horn von Afrika, vor dessen Küste wichtige Schifffahrtsrouten verlaufen, könnte die Armee entlang von Clan-Zugehörigkeiten spalten. Dies würde der aufständischen Al-Shabaab-Miliz in die Hände spielen, die mit der radikal-islamischen Al-Kaida verbündet ist. Die Al-Shabaab greift immer wieder in Ostafrika Zivilisten an und will einen islamistischen Staat errichten.

Auf Reuters vorliegenden Video-Aufnahmen waren zahlreiche maskierte Zivilisten zu sehen, die gegen die Regierung protestierten. Sie waren in Begleitung sympathisierender Soldaten. Die Menge schwenkte somalische Flaggen, bevor Schüsse zu hören waren. Reuters-Reporter berichteten von Gewehrschüssen und schwereren Explosionen. "Viele Soldaten haben uns massiv attackiert", berichtete der Demonstrant Farah Omar per Telefon Reuters. "Das ist ein Massaker." Angehörige der von der Türkei ausgebildeten Spezialeinheit Gorgor seien unter den Angreifern.

Nur Stunden zuvor warf Somalias früherer Präsident Sheikh Sharif Sheikh Ahmed den Regierungstruppen vor, das Hotel anzugreifen, in dem er sich aufgehalten habe. Den Befehl habe Präsident Mohamed Abdullahi Mohamed gegeben. "Das ist Diktatur." Alle Zivilisten seien zum Protest aufgerufen. Dagegen warf Sicherheitsminister Hassan Hundubey Jimale der Opposition vor, sie habe mit den Gefechten begonnen. Bewaffnete Milizen hätten Regierungssoldaten attackiert, erklärte er in der Nacht.

"Das Militär löst sich auf, und viele Soldaten kehren offenbar zu ihren Clan-Loyalitäten zurück", sagte Oberst Ahmed Abdullahi Sheikh, der bis 2019 drei Jahre lang als Kommandeur der von den USA ausgebildeten Eliteeinheit Danab diente. "Es herrscht Durcheinander. Es gibt gar keine Befehlsstruktur mehr." Er befürchte, dass sich viele Soldaten der Somalischen National-Armee (SNA) an den Kämpfen beteiligen. "Das wird Al-Shabaab wirklich stärken." Die meisten Militäreinheiten in und um Mogadischu gehören dem Hawiye-Clan an, der auch in der Opposition stark vertreten ist. Präsident Mohamed dagegen stammt aus dem mächtigen Darod-Clan. Seit 1991 herrscht Bürgerkrieg. Am 8. Februar hätten die Abgeordneten einen neue Präsidenten wählen sollen. Mohamed bewirbt sich um eine zweite Amtszeit. Die Opposition wirft ihm vor, regionale und landesweite Wahlgremien mit seinen Anhängern besetzt zu haben.