Reuters

Myanmar - Streiks und Proteste weiten sich aus

22.02.2021
um 07:12 Uhr

(Reuters) - Drei Wochen nach der Machtergreifung ist es der Junta in Myanmar nicht gelungen, die täglichen Proteste und die Bewegung des zivilen Ungehorsams einzudämmen.

Im Rahmen eines Generalstreiks blieben die meisten Geschäfte im Land am Montag geschlossen. "Jeder schließt sich dem an," berichtete San San Maw, 46, an der Hledan-Kreuzung in der Hauptstadt Yangon. Die Straßenkreuzung ist zu einem Ausgangspunkt für die friedlichen Kundgebungen geworden. Medien im Besitz des Militärs warnten allerdings vor weiteren Aktionen am Montag. "Die Demonstranten stacheln jetzt die Menschen - besonders die emotionalen Teenager und Jugendlichen - zu einem Konfrontationskurs an, bei dem sie ihr Leben lassen werden," hieß es im staatlichen Fernsehen MRTV.

Die Demonstrantin Htet Htet Hlaing, 22, sagte, dass sie verängstigt sei und gebetet habe, bevor sie sich der Proteste am Montag anschloss. Sie würde sich aber nicht entmutigen lassen. "Wir wollen nicht die Junta, wir wollen Demokratie. Wir wollen unsere eigene Zukunft schaffen," erklärte sie. "Meine Mutter hat mich nicht davon abgehalten, auf die Straße zu gehen, sie sagte nur 'pass auf dich auf'." Bewohner der Stadt berichteten, dass die Straßen zu einigen Botschaften, einschließlich der US-Botschaft, blockiert seien. Vor den diplomatischen Vertretungen versammelten sich oftmals Demonstranten, um eine ausländische Intervention einzufordern.

Mehrere westliche Länder haben den Putsch und die Gewalt gegen Demonstranten verurteilt. Das Militär wies dies als eklatante Einmischung in Myanmars innere Angelegenheiten zurück. Die Behörden übten derzeit "äußerste Zurückhaltung", erklärte das Außenministerium.

Das Militär hatte am 1. Februar die Regierung gestürzt und die De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi festgenommen. An dem Tag hätte das im November neu gewählte Parlament zu seiner ersten Sitzung zusammenkommen sollen. Suu Kyis Partei Nationale Liga für Demokratie (NDL) hatte die Wahl mit großem Vorsprung gewonnen, das Militär spricht aber von Betrug.

Die Protestierer fordern die Wiedereinsetzung von Suu Kyi. Außerdem wollen sie die Verfassung von 2008 kippen, in der dem Militär eine prägende Rolle in der Politik zugeschrieben wird. Die Armee hat bis 2011 ununterbrochen in Myanmar geherrscht.