Reuters

US-Bericht - Saudi-Arabiens Kronprinz genehmigte Einsatz gegen Khashoggi

01.03.2021
um 07:12 Uhr

Washington (Reuters) - Die US-Geheimdienste bringen Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman in direkte Verbindung mit der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi.

Salman habe 2018 den Einsatz in Istanbul zur Gefangennahme oder Tötung Khashoggis genehmigt, heißt es in einem am Freitag auf der Internetseite der Nationalen Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines veröffentlichten Bericht. Die US-Regierung verhängte Einreiseverbote gegen 76 Personen aus Saudi-Arabien, die in den Fall verwickelt sein sollen. Gegen Salman, der de facto Herrscher des Königreichs ist, sind nach Angaben eines Regierungsvertreters aber keine Sanktionen geplant.

Khashoggi war im Oktober 2018 im saudiarabischen Konsulat im türkischen Istanbul von einem Spezialkommando ermordet worden. Sein Körper wurde zerstückelt. Bis heute sind die sterblichen Überreste verschwunden. Er hatte vom selbst gewählten Exil in den USA aus Meinungsbeiträge in der "Washington Post" veröffentlicht, die hart mit Salman ins Gericht gingen. Die Führung in Riad hat jegliche Beteiligung Salmans an der Ermordung Khashoggis bestritten. Den Geheimdienstbericht wies die saudiarabische Regierung als "negativ, falsch und inakzeptabel" zurück. Er enthalte "ungenaue Informationen und Schlussfolgerungen", hieß es in einer von der staatlichen Nachrichtenagentur SPA verbreiteten Erklärung des Außenministeriums.

Die US-Geheimdienste begründeten ihre Einschätzung damit, dass Salman den Entscheidungsprozess in Saudi-Arabien kontrolliere sowie einer seiner engsten Berater und Mitglieder seiner Leibgarde in den Einsatz direkt involviert gewesen seien. Außerdem habe Salman sich für die Anwendung von Gewalt ausgesprochen, um Dissidenten im Ausland zum Schweigen zu bringen. "Seit 2017 hat der Kronprinz die absolute Kontrolle über die Sicherheits- und Geheimdienstorganisationen des Königreichs. Das macht es höchst unwahrscheinlich, dass saudische Offizielle einen Einsatz dieser Art ausgeführt hätten ohne eine Autorisierung durch den Kronprinzen", heißt es in dem Bericht.

Die Veröffentlichung des Berichts unterstreicht, dass US-Präsident Joe Biden die Beziehungen zu Saudi-Arabien neu ausrichtet. Sein Vorgänger Donald Trump hatte sich geweigert, den Bericht freizugeben. Das erzkonservative Königreich ist einer der wichtigsten Verbündeten der USA im Nahen Osten, steht aber wegen seines Umgangs mit Menschenrechten und seiner Rolle im Krieg im benachbarten Jemen in der Kritik.