Reuters

Reisebranche erholt sich in Corona-Krise nur langsam

03.03.2021
um 12:57 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die unsichere Lage in der Corona-Krise dämpft die Hoffnungen auf ein stärkeres Anziehen des Geschäfts in der hart getroffenen Reisebranche.

"Es wäre schon als Erfolg zu werten, wenn wir für den Markt der Reisebüros und Reiseveranstalter rund 50 Prozent des Umsatzvolumens von 2019 erreichen würden", sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV) Norbert Fiebig am Mittwoch. Seit Mitte Februar seien die Buchungen gegenüber den Vorwochen merklich angezogen, dabei seien Griechenland und die Türkei sehr gefragt. "Mit der Aussicht auf Impfungen und mehr Möglichkeiten für Tests steigt auch die Zuversicht, bald wieder verreisen zu können."

Die Interessenvertretung von Reisebüros und Veranstaltern forderte erneut, die Quarantänepflicht für Reiserückkehrer aufzuheben und stattdessen systematisch zu testen. "Die Politik muss mit ihren Appellen, auf das Reisen zu verzichten, aufhören", betonte Fiebig. Das sei nicht nur für die Reisewirtschaft wichtig, sondern auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland. "Die Politik ist, was Mutationen angeht, vorsichtig. Wir finden, an vielen Stellen übervorsichtig."

Die Reiseunternehmen brauchten über den Juni hinaus noch staatliche Überbrückungshilfe und eine Lockerung der Corona-Auflagen, forderte er. "Wenn das nicht passiert, werden wir von einer Insolvenzwelle sprechen müssen." Die sei bisher ausgeblieben dank der staatlichen Finanzhilfen.

ZWEI DRITTEL UMSATZVERLUST

Die vor gut einem Jahr ausgebrochene Pandemie versetzte den Reisebüros und Veranstaltern im vergangenen Jahr einen schweren Schlag. Gegenüber dem Rekordjahr 2019 brachen die Ausgaben der Verbraucher in Deutschland für Reisen um 54 Prozent auf 32 Milliarden Euro ein. Davon entfielen nur 12,5 Milliarden Euro auf Pauschalreisen oder Bausteinangebote, normalerweise fließt etwa die Hälfte in organisierte Reisen. Der Umsatz sackte um zwei Drittel auf 35 Prozent des Vorkrisenniveaus ab. "Damit fällt der Umsatz auf ein Niveau von vor über 30 Jahren zurück", sagte Fiebig. Die Anzahl der Reisen sank weniger stark als die Einnahmen der Veranstalter, und zwar um gut ein Drittel auf 152 Millionen, da viele Menschen auf eigene Faust innerhalb Deutschlands oder in Nachbarländer reisten.

Ein Oster-Reisegeschäft haben die meisten Anbieter nach einer Umfrage unter 600 Mitgliedsunternehmen schon abgeschrieben. Jeweils ein Drittel setzt auf den Beginn der Reisesaison an Pfingsten oder im Sommer. Vor allem die Quarantänevorschriften nach der Rückkehr schreckten die Erholungssuchenden weiter ab. Die Mehrheit der Firmen rechnet mit nur 25 bis 50 Prozent des Vorkrisen-Umsatzes im laufenden Jahr. Jedes zehnte Unternehmen befürchtet Totalausfall.

Der DRV forderte, das Impfen zu beschleunigen und eine schlüssige Corona-Teststratgie zu entwickeln. So lange der Staat, wie von Gesundheitsminister Jens Spahn vorgeschlagen, Schnelltests für die gesamte Bevölkerung finanziert, wäre das Testen mit keinen Zuatzkosten verbunden. Andernfalls würde das zu höheren Reisepreisen führen. Eine Impfpflicht seitens der Reiseveranstalter werde es allenfalls vereinzelt geben, erwartet Fiebig. Das Thema werde sich erledigen, wenn bis Ende des Sommers ein Großteil der Bevölkerung geimpft wäre. Bei der Umfrage hatte sich etwa die Hälfte dafür ausgesprochen, dass Geimpfte uneingeschränkt reisen können.