Reuters

UN-Sondergesandte will Afghanistan-Friedensgespräche voranbringen

09.03.2021
um 08:37 Uhr

Dubai (Reuters) - Die Vereinten Nationen (UN) wollen dem Friedensprozess in Afghanistan einen neuen Schub verleihen und schalten sich dazu in die stockenden Verhandlungen ein.

Die UN-Afghanistan-Sondergesandte Deborah Lyons soll Insidern zufolge deswegen noch am Dienstag zu den Gesprächen zwischen der afghanischen Regierung und den radikal-islamischen Taliban in Katar hinzustoßen. Neben Beratungen mit den beiden Konfliktparteien sei dort auch ein Treffen mit dem US-Sondergesandten Zalmay Khalilzad geplant, der bereits seit längerem vermittelt. Die Gespräche in dieser Woche seien besonders wichtig, da sie darüber entscheiden würden, ob die monatelangen Verhandlungen fortgesetzt oder einstweilen gestoppt werden, sagte einer der Insider. Zuletzt gab es auch angesichts der wieder vermehrten Gewalt in Afghanistan keine Fortschritte in den Beratungen in Katars Hauptstadt Doha.

Den Weg für die Verhandlungen freigemacht hatten die USA durch ein Abkommen mit den Taliban vor rund einem Jahr noch unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump, das unter anderem den Abzug aller US-Truppen bis zum 1. Mai vorsieht. Allerdings überprüft die neue US-Regierung, ob sie angesichts der zunehmenden Gewalt in Afghanistan an dem Abzug festhält. Nato-Vertreter werfen den Taliban zudem vor, einige Bedingungen des Abkommens nicht zu erfüllen, wie den Abbruch von Verbindungen zu internationalen Extremistengruppen. Die Taliban bestreiten das. Die US-Regierung erklärte am Sonntag, dass alle Optionen für ihre verbleibenden 2500 Soldaten in Afghanistan auf dem Tisch lägen und noch keine Entscheidung über ihr militärisches Engagement nach dem 1. Mai getroffen worden sei. Hintergrund ist die Sorge, dass ein Abzug vor einem Abschluss der Gespräche zwischen den Taliban und der Kabuler Regierung die Lage in Afghanistan zugunsten der Islamisten zuspitzen könnte.