Reuters

"Bild"-Chef Reichelt darf nach Vorwürfen weiterarbeiten - gibt Macht ab

25.03.2021
um 14:12 Uhr

Berlin (Reuters) - "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt darf nach Vorwürfen aus der Belegschaft und einer internen Untersuchung wieder arbeiten - aber als Teil einer Doppelspitze.

Reichelt könne nach seiner jüngsten Freistellung seinen Posten als Vorsitzender der "Bild"-Chefredaktionen wieder aufnehmen, teile sich aber künftig die Aufgaben mit Alexandra Würzbach, erklärte der Medienkonzern Axel Springer am Donnerstag. Reichelt habe Fehler in der Amts- und Personalführung gemacht, die aber nicht strafrechtlicher Natur seien. Springer-Chef Mathias Döpfner sagte, nach einer Untersuchung des internen Compliance-Managements zusammen mit externen Experten halte man eine Trennung von Reichelt für unangemessen. "Er hat Fehler gemacht", erklärte Döpfner. "Auch wenn es keinen rechtlichen Handlungsbedarf gibt, besteht Änderungsbedarf bei der Führungskultur in der Bild-Redaktion."

Im Kern der Untersuchung standen "die Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen sowie Drogenkonsum am Arbeitsplatz", wie Springer ausführte. Anders als von einigen Medien dargestellt habe es "keine Anhaltspunkte für sexuelle Belästigung oder Nötigung" gegeben. Reichelt habe die Vermischung von beruflichen und privaten Beziehungen eingeräumt, die Vorwürfe jedoch bestritten und dies eidesstattlich versichert. Reichelt selbst räumte Fehler im Umgang mit der Belegschaft ein: "Was ich mir vor allem vorwerfe ist, dass ich Menschen, für die ich verantwortlich bin, verletzt habe."

Würzbach ist derzeit Chefredakteurin der "Bild am Sonntag" und Mitglied der Chefredaktion der "Bild"-Gruppe. Die 52-Jährige soll sich schwerpunktmäßig um "Bild am Sonntag" kümmern sowie um das übergreifende Personal- und Redaktionsmanagement. Reichelt werde sich künftig auf "Bild" print und digital sowie "Bild" Live konzentrieren. Für die inhaltliche Ausrichtung aller Produkte seien beide gemeinsam verantwortlich.

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