Reuters

TUI-Chef verteidigt Osterurlaub auf Mallorca

25.03.2021
um 14:52 Uhr

Frankfurt (Reuters) - TUI-Chef Fritz Joussen hat die Kritik an Reisen nach Mallorca mitten in der dritten Corona-Pandemiewelle zurückgewiesen.

Das Problem sei der Ruf der beliebten Ferieninsel als Partyhochburg, dabei gebe es dort derzeit nur fünf Prozent Hotelbelegung. "Mallorca ist leer. Am Ballermann hat kein Laden auf", sagte Joussen auf der virtuellen Hauptversammlung des Reisekonzerns am Donnerstag. Es gebe Sperrstunden und genaue Verhaltensmaßregeln. "Insofern erschließt sich mir nicht, dass es bei einem Infektionsgeschehen zwischen 20 und 30 bei sehr starken Restriktionen nicht möglich oder nicht verantwortlich möglich sein soll." Reisen sei ein freiheitliches Grundrecht und müsse bei niedriger Corona-Fallzahl möglich sein.

Nach der Aufhebung der Reisewarnung für die Baleareninseln am 12. März hatten TUI und die Airlines Lufthansa, Eurowings, Condor, Ryanair und Easyjet ihr Angebot aus Deutschland schnell hochgefahren. Zehntausende buchten. Doch das führte zu viel Ärger, denn zum einen sieht sich die heimische Tourismuswirtschaft im Nachteil, die auch bei regional niedriger Inzidenz nicht öffnen darf. Zum anderen sorgt sich die Bundesregierung, dass Mallorca zum Infektionsherd wird und Virusvarianten eingeschleppt werden. In dieser Woche wurde deshalb eine Testpflicht für alle heimkehrenden Flugreisenden beschlossen. Viele Politiker regten sich trotzdem weiter über den Mallorca-Urlaub auf. Schärfere Vorschriften wie eine bis zu zehn Tagen lange Quarantänepflicht, die für Risikoländer gilt und die meisten Reisenden abschreckt, sind als generelle Regel in der Diskussion.

Der TUI-Chef hob hervor, dass der größte deutsche Reiseveranstalter mit Hygiene- und anderen Infektionsschutzmaßnahmen die Sicherheit seiner Gäste garantieren wolle. TUI appellierte an die Kunden, sich an die Regeln zu halten und einen Erholungsurlaub statt eines Partyurlaubs zu machen. Im vergangenen Jahr habe die Inzidenz bei den rund 2,5 Millionen TUI-Urlaubern gerade mal eins betragen, betonte Joussen.

TUI-CHEF ERWARTET STABILE FINANZEN

Bei dem weltweit größten Reisekonzern ziehen die Buchungen für den Sommer allmählich an. Die Buchungszahlen lägen auf einem "ermutigenden" Niveau von 2,8 Millionen Gästen. Das seien allerdings 60 Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt im Vorkrisenjahr 2019. Insgesamt zählte TUI 2019 27 Millionen Kunden. Der weltweit größte Reiseanbieter stutzte die für den Sommer geplante Kapazität ab Juli auf 75 von 80 Prozent des Vorkrisenangebots, denn die steigenden Infektionszahlen dämpfen die Erwartungen. Covid-Impfungen und -Tests gäben Grund zu Optimismus. "Wenn Lockerungen zum Teil schon im April und – vielleicht noch wichtiger - glaubhaft für den Sommer gelten, dann werden wir noch in diesem Jahr ein gutes Sommergeschäft im Tourismus sehen", sagte Joussen. Zumindest im Vereinigten Königreich, wo die Covid-Impfkampagne schon weit fortgeschritten ist, stünden die Chancen dafür gut.

TUI stand im vergangenen Jahr wegen der Corona-Krise am Abgrund und musste mit Staatshilfe vor einer Pleite bewahrt werden. Zuletzt verfügte der Konzern über eine Liquidität von 1,6 Milliarden Euro. Sollte sich das Reisegeschäft im Sommer erholen, könnte TUI rund zwei Milliarden Euro Liquidität einnehmen, erklärte Joussen. Das wäre einschließlich starker Kostensenkungen genug, um die Schulden im Griff zu behalten.