Reuters

Volkswagen fordert im Dieselskandal Schadensersatz von Winterkorn

26.03.2021
um 12:07 Uhr

Hamburg (Reuters) - Mehr als fünf Jahre nach Bekanntwerden des Dieselskandals macht Volkswagen Schadensersatzansprüche gegen den damaligen Konzernchef Martin Winterkorn und den ehemaligen Audi-Chef Rupert Stadler geltend.

Dies habe der Aufsichtsrat am Freitag beschlossen, nachdem eine Anwaltskanzlei nach mehrjährigen Ermittlungen zu den Hintergründen und Verantwortlichkeiten der millionenfachen Abgasmanipulation zu dem Ergebnis gekommen sei, dass die Manager aktienrechtliche Sorgfaltspflichten verletzt hätten, teile der Konzern mit.

Nach den Untersuchungen stehe nach Überzeugung des Aufsichtsrates fest, dass der damalige Vorstandsvorsitzende Winterkorn es in der Zeit ab dem 27. Juli 2015 unterlassen habe, die Hintergründe des Einsatzes unzulässiger Softwarefunktionen in Dieselmotoren unverzüglich und umfassend aufzuklären, die zwischen 2009 und 2015 in Nordamerika verkauft wurden. Außerdem habe es Winterkorn unterlassen, dafür zu sorgen, dass die in diesem Zusammenhang von den US-Behörden gestellten Fragen umgehend wahrheitsgemäß und vollständig beantwortet wurden.

Der frühere Audi-Chef Stadler habe seine Pflichten verletzt, indem er es nach dem 21. September 2016 unterlassen habe, dafür zu sorgen, dass von der VW-Tochter entwickelte große Dieselmotoren auf unzulässige Softwarefunktionen untersucht wurden. Stadler muss sich wegen des Dieselskandals zusammen mit anderen ehemaligen Audi- und Porsche-Managern bereits seit Herbst vor dem Langericht München verantworten.

Sowohl Winterkorn als auch Stadler haben mehrfach erklärt, nichts von dem Dieselbetrug gewusst zu haben. Winterkorn war wegen des Abgasskandals im September 2015 zurückgetreten. Er muss sich ab dem 16. September 2021 vor dem Landgericht Braunschweig wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs verantworten. Volkswagen hatte auf Druck der amerikanischen Umweltbehörden vor fünfeinhalb Jahren zugegeben, millionenfach Diesel-Abgaswerte durch eine Abschalteinrichtung in der Motorsteuerung manipuliert zu haben. Die Wiedergutmachung hat den Konzern bisher mehr als 32 Milliarden Euro gekosten, vor allem Strafen und Schadensersatzzahlungen in den USA.

VOLKSWAGEN AG VZO O.N.

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